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Canada und die Folgen

The sense making nonsense

UND / ODER UMGEKEHRT

(Kanadische Impressionen)

 

 

QF (BF)2 31 <Begegnungen>

 

 

PICTON — ein kleiner Ort in irrtümlicher Nähe zu Toronto (ein Katzensprung von vier Stunden, professionell asphaltierte, gemütliche Autobahn) und am Ufer des Ontariosees gelegen, neben den, dem Größenwahn verfallenen Landschaften und Wasserflächen sowie Weinflaschen der Superlative, bietet diese Gegend auch eine vitale Kunstliebhaberszene, die kaum zu ignorieren ist. Hier wimmelt es von Profis, Amateuren, Sonntagskünstlern und vielen lieben Menschen, die als begeisterte Betrachter der vielfältigen Produktion adäquate Ehre auch zu erweisen wissen. Die Qualität ist frei von Pestiziden.

 

Kaum zu überhören ist die Tatsache, dass die zurzeit herrschende Weltsprache sich auch in Kanada durchgesetzt zu haben scheint. Alle, auch die Kinder, sprechen nur noch diese eine Sprache, wenn man von den anderen absieht. Wir haben uns einer entsprechenden Anpassung unterziehen müssen und nachdem die (USB) gespeicherten Unterlagen rechtzeitig in München vergessen wurden, sahen wir uns der Notwendigkeit ausgesetzt, die Hände als treibende Kraft hinter den Wörtern zu benützen, die aus dem Bauch kamen. (Mein Bauch hat mal Englisch gelernt). Wir absolvierten die Vorträge, Workshops und Ausstellungen (eigentlich ist hier Plural höchst unangebracht) zur allgemeinen Zufriedenheit derjenigen, die auch das meiste  Verständnis für die Situation auftreiben konnten.

 

Ursprünglich hatten wir nicht die Absicht darüber zu berichten, denn vor der Reise kann man schlecht abschätzen was während dieser einem widerfährt und was schließlich übrig bleibt, um darüber zu berichten. In den jüngsten Ereignissen vor Ort, (also in den Vororten um Picton herum und weiter) schlichen sich bagonalistische Tendenzen ein, die nicht von der dort erlebten Zeit wegzudenken sind, und durchaus zur gegenwärtigen Absicht darüber zu informieren gehören.

 

Es begann damit, dass alle Viere des reisenden Quartetts nur mit einem Ticket nach drüben fliegen dürften, aber auch nur einen Platz für den Transfer zur Verfügung hatten. Dieser Umstand brachte den Vorteil mit sich, dass wir die Sicherheitsbestimmungen mit einem einfachen Anschnallen eines einzigen Gürtels erfüllten und darin unsere Einvernehmlichkeit bestätigt sahen.

Nun sollte es auf dem Rückflug noch enger werden.

Was führte dazu?

Eine außerordentliche Sitzung im Kreis von Berechtigten.

 

Obwohl Dr. Nikotte Zwo, Salvatore Patata, Rainer Chairman und meine geviertelte Ganzheit uns bis dato das Bier gereicht haben, sollte noch jemand das Quartett zu Quintett befördern. An einem feuchten Abend (Das beste Steak aller Zeiten ist uns hier passiert), ziemlich spontan und unter Mückenstiche, wurde unser neuer Partner absorbiert: Sir Richard P. Goldzwerg.

(Den Pakt haben die Mitgestalter von Richi und hiermit autorisierten Zeugen RA Peter Mennacher & Arch. Alice Goodfelow von der Blizzmax Gallery unterzeichnet und eins darauf ausgegeben).

 

Nachdem uns letztendlich die Einsicht abgenötigt wurde, dass die Welt noch viel globaler geworden ist (seit wir die Erde weiterhin als flach akzeptierten), hat sich die Symbiose mit Sir Richard P. Goldzwerg als zwingend erwiesen im Sinne, dass die internationalen Beziehungen und der finanzielle Verkehr des Instituts erheblich effektiver zu pflegen sind. In der Tat! Nun wird gegenwärtig an den Konsequenzen gezogen. Eine Aktualisierung der gängigen Darstellung hinsichtlich der Imagepflege wurde unumgänglich und wird wohl nicht mehr lange auf sich warten müssen. (Eine Mitarbeiterin des Instituts ist zurzeit bemüht ihre Kamera aufs Schärfste zu justieren).

 

Zwecks besseren Kennenlernens haben laute Wählerstimmen nach mehr spezifizierten Daten verlangt. Der neuformierte Vorstand sah dies ein und beschloss sich mit einer detaillierten Personendarstellung knapp vorzustellen.

(Die nachfolgende Präsentation ist rein zufällig mit tatsächlichen Ähnlichkeiten verwandt).

 

 

Dr. Nikotte Zwoder Emigrant;

Salvatore Patata —  der Filou;

Reiner Chairmander Chef;

Sir Richard P. Goldzwergdas Finanzgenie;

Nicolai Sarafovder Macher 

 

In dieser hiermit historifizierten Sitzung auf der Terrasse der kanadischen Filiale wurden die ersten drei Übersetzungen von Definitionen über das, was Bagonalismus sei ins Englische autorisiert und beglaubigt. Die Teilnehmer waren sich darin einig, dass Weltkulturgut auch in der Weltsprache präsent sein soll, auch wenn bagonalistische Definitionen in der jeweiligen Sprache neu zu erfinden und zu dichten sind. Vorläufig werden wir uns wohl mit einem Rammbock hinein in die globale Kultur begnügen müssen und zu einem späteren Zeitpunkt die Feinheiten behandeln.

 

Definition 29

Bagonalism cant change the world, but it must not —

Definition 66

Bagonalism is the expression for an attitude, which does not reject the selfpreservation instinct of the mind —

Definition 79

We shouldnt give to Bagonalism too great importance, but on the other hand it is too remarkable to ignore —

 

Die Teilnehmer haben sich auch auf den Wortlaut der neuen (151) Definition geeinigt:

 

Bagonalism is the nonsense which makes sense —

 

 

Nicht, dass es an älteren Versionen in diesem Sinne fehlen würde (Bagonalismus ist der Sinn im Unsinn etc) – nun war es eine politische Entscheidung aus diplomatischen Gründen den Beitrag zu würdigen, denn es gehört sich nicht, das kanadische Engagement herabzusetzen. Die Definition trifft zu und ist auch deswegen gültig, da sie ohne Vorurteile entstand.

(Ein Vorwissen, welches man von keinem Staat abverlangen kann, der sich an den eigenen Gesetze zu orientieren hat, geschweige denn 150 bagonalistische Definitionen zu berücksichtigen, ist in der Regel am Institut für Bagonalistik zu erwerben).

Wir waren sehr erleichtert und dankbar dafür, als wir erfuhren, dass Kanada stolz darauf sei, sich in die Wellenlänge des Bagonalismus eingefügt zu haben.

 

So auch New York. Dort scheinen alle Widersprüche unter einer gemeinsamen Skyline zusammen zu laufen. Der reinste Bagonalismus, allerdings großartig!

Hier residiert Jörgen Geerds, der Vorsitzende der New Yorker Filiale des Instituts für Bagonalistik. Nach mehreren fruchtbaren Besprechungen und ausgiebiger U-Bahn Fahrten quer unter dem Gelände der Metropole, haben wir den freundschaftlichen Besuch der Filiale als positiv und im gegenseitigen Gleichklang abgezeichnet und sind ein paar Stunden vor dem Hurrikan abgeflogen. Dies hatte auch seine Vorteile.

 

Reisefieber hin und her, jetzt heißt es die Begegnungen zu verdauen und zu den legalen Bereicherungen der Seele und Geist in Raum und Zeit hinzuzufügen. Irgendwann weiß man nicht mehr, wohin mit den vielen schönen Dinge im Leben, die einem doch sporadisch wiederfahren, um die bittere Galle zu verdünnen, mit der man verbissen und vergebens versucht die Welt zu verbessern. Die Dinge sind nicht Schwarz oder Weiß. Dazwischen sind die vielen Farben, so viele Menschen es gab, gibt und noch kommen werden. Deswegen sind wir Menschen unberechenbar. Amen!

 

 

Historifizierungen

In eigener Sache

Es sind schon fünf von denen ich weiß, die mittlerweile meine Blogs lesen und denen möchte ich hiermit mitteilen, dass erst Mitte September mit Beitrag Nr. 31 zu rechnen wäre.

(Die Verzögerung ergibt sich durch die Eröffnung einer A. in T., bei der ich wieder R. zum Thema S. an die Wände hängen kann und darüberhinaus werde ich einen W. in P. (O.- see) leiten mit V. etc., um einigen K. über das Thema „Time machine“ Drucktechniken zu vermitteln. Danach ist ein Treffen in N. Y. mit Jörgen Geerds vereinbart, der bekanntlich wesentliches zum B. beiträgt. Anschließend besuche ich den Planeten Z. Zu Problem könnte die Rückfahrt werden, je nach dem, ob man es im Traum zu lösen versucht oder man beharrt darauf ohne Zeitverlust auf Dauer umsonst gelebt zu haben). Das wärs.

 

Auch die Götter WAREN unsterblich

 

Perpetuum Bago —

Historifizierungen

a. Historische Zyklen auf dem fernen Planeten ZILORIC

b. Verdichtung des Bago

 

 QE (BF)2 30| a <Zwist>

 

 Paradigmatische Auseinandersetzungen

oder

Beispiellose Konfliktbereinigung

oder

Alles schon dagewesen

 

 

1 A|  Es war einmal vor langer Zeit, also damals in tiefster Geschichte, als die Bluthorden der Fegetarianer am Nordufer des ewigen Stromes dem altinkarnierten Südufervolk der Taratori gegenüber standen und alle miteinander auf Verfeinerung ihrer Geschichte drängten.

Der Kampfplatz wurde eröffnet.

Daraufhin begingen beide Fronten gemeinsam den Fluss und stampften nach dem sich jeweils gegenüber befindlichen Widersacher. Doch tosende Gewässer spülten die Einheiten auseinander, zerstreuten Fegetarianer und Taratori nach dahin und dorthin. Allerdings erreichte keiner das Dort noch konnte jemand Da geblieben sein, denn die Strömung floss gleichsam in beiden Richtungen.

Die Fluten lösten alle am Zwist Beteiligten auf.

1 B|   Das war ein kurzer Bericht über diese eigenartige Begebenheit, sonderbar auch in versatiler Hinsicht, denn diese fand auf dem fernen Planeten Ziloric statt, als sich Fegetarianer und Taratori an beiden Ufern des sich gegenverkehrenden Flusses Solpidem ziemlich aufgebracht gegenüber standen.

Sofern sie ihn durchqueren wollten, um sich gegenseitig zu dezimieren, wurden die Kontrahenten gleichermaßen überflutet, nach links und rechts fortgeschwemmt und von der Brühe im Flusslauf restlos zersetzt.

1 C|   Die Schilderung des tragischen Auflösens von Kampfeinheiten zweier gegeneinander gehetzten, an sich friedlichen Völkern, bezog seinen Anfang an jenem schicksalhaften Tag vor langer Zeit, an dem die ineinander verkeilten Opponenten in einer merkwürdigen Soße jeweils die anderen zu zerringen versuchten und wäre der Universalverdünner nicht die meist aggressivere Komponente gewesen, kämen Taratori und Fegetarianer lediglich nass und ziemlich relativ davon.

Der Konflikt bliebe weiß Gott ungelöst.

1 D|  Um eine Kontroverse zu lösen benötigt man Lösungsmittel. Auseinandersetzungen pflegen dadurch bereinigt zu werden.

Der Fluss Solpidem trennte vor allem ideologisch den Planeten Ziloric in einer Nordhalbkugel und einer südlichen Hälfte.

Das Volk aus dem Norden empfand die Leute aus dem Süden als nicht berechtigt die bagonale Immunität gleichermaßen zu beanspruchen wie sie selbst erwähnter Immunität instand zu halten verstanden.

Die Bewohner der Südhalbkugel wiederum trauten kaum den anderen zu den heimischen interpräkativen Butaforismus gebührend würdigen zu wollen.

Die Trennung beider Planetenteile, die der mächtige Strom verursachte (er frisst sich kontinuierlich tief nach innen und fließt gleichzeitig Ost- und Westwärts, und zwar fortwährend zurück und wieder hin), vollzieht sich gänzlich bis zum Herz des Planeten und darüber hinaus.

Nur das Andenken an die Opfer hält Ziloric halbwegs im Kern zusammen — wie ein voluminöses Denkmal für fundamentale Erinnerungen, welche für beide Völker als verbindlich galten.

1 E|   Es ist die Erinnerung an Nordis und Südis, die eine ideologische Knacknuss zu bersten hatten und um den Konflikt zu bereinigen, standen sie sich irgendwann an beiden Ufern einer exorbitanten, restlos auflösenden Lauge beharrlich gegenüber und drohten parolenhaft mit verdroschene Gehirnprothesen. Ohren- wie Augenscheinlich reichte die schmuddelige Ausdrucksweise nicht aus, um die entstandene Problematik zu eliminieren. So wurde drastischer verhandelt und Führungskräfte einigten sich schließlich über Kampfmittel, die zugelassen werden dürften.

Wegen Verletzungsgefahr wurden traditionelle Ziegelsteine abgelehnt, dafür aber altbewährte Industriestaubsauger in sieben Meter Abstand von einander erlaubt.

So wurde anschließend und letztendlich der Zwist an der Grenze zwischen Nord und Süd im zwiespältigen Strom des Solpidem-Flusses ausgetragen und das Problem durch Verschwinden der Ursache wirkungsvoll gelöst.

Es blieben einige halbherzige Staubsauger übrig.

 

 

Wie der Morgen die Nacht beendet um wieder von ihr abgelöst zu werden, schwinden auch die Gezeiten der Dauer und fließen ins historische hinüber, einmal erhellt einmal verdunkelt, gleich dem Tag und der Nacht der gleichen Sache.

(Ja, und es gibt Zeiten, in denen am Leben zu sein nicht ratsam wäre).

Was diese Geschichte soll?

Abwarten!

 

 QE (BF)2 30| b <Jubiläum: Dreißig Beiträge und mehr Megalomanie >

 

 Antworten sind gefragt.

Gefragte Leser,

wegen eben dieser Ihrer Eigenschaft, sind Sie zweifelsohne dazu berechtigt seltener als sonst zu sein.

Wozu denn das?

Sie haben Nerven!

Es sind nämlich die Einschränkungen des Nichtöfteren, die gewisse Vorteile für zielgruppenlose Individuen einräumen und es ist auch gewiss nicht einfach den Bagonalismus des öfteren als selten erscheinen zu lassen, weil der Bago weltweiter im Geschehen ist als rar im Genuss. Insofern dürfen diesbezügliche Fragen nicht offen bleiben, denn es zieht.

 

Apropos

Die Geschichte, die sich auf dem fernen Planeten Ziloric zutrug, gehört zu der seltenen Art von Fakten, die man nicht auf jedem Planeten vorfindet. Der Bago ist zwar universal und vielfältig, obwohl manche Ereignisse auf zutreffende Örtlichkeiten als spezifisch beizuordnen wären, dennoch würden diese ebenso allgemeine Gültigkeit anstreben.

 

 1 F|   Vor sehr langer Zeit, auf einem Planeten außer Reichweite, haben sich zwei enorm gestritten. Die Fehde war ansteckend. Bald erkrankten alle an Streitsucht und brüllten sich gegenseitig an. Die Epidemie verbreitete sich in verheerenden Ausmaßen über dem Oben und Unten, sowie über den Osten und Westen, dem fernen Globus.

Dann kam (nehmen wir mal an) die kaum zimperliche Sintflut, die auf wirksamer Weise eine politisch und wirtschaftlich historifizierte Bagatelle in Belanglosigkeit auflöste. Gott sei Dank.

Bago wiederum guckte sich Wiederholungen an und bestellte das Tagesmenü für sechs Euro neunzig.

 

Zugabe

Das Bagoxicon (das populäre Nachschlagwerk für bagonal Interessierten) brachte auf Seite 414 der „Fragmente VII“ einen Auszug aus dem Lexikon, in dem unter B (wie Bagonalismus) sich welche die Mühe machten eben diesen zu historifizieren. Zwischen Bagnols-sur-Céze und Bagram drängt sich folgendes zum Ausforschen auf:

 

Bagonalismus(neologismus, bagonal), {kein Urspr.; im Sinne der Entstehung eines neuen Begriffes herbeizuführen erfunden, wahrscheinl. v. Prof. Nicolai Sarafov: vergl.: — bayerisch/bulgarisch; der-}, seit 1986 (Gründung d. <Institut f. Bagonalistik>, München), multikulturelle, interregion., philosoph.-künstler. Bewegung, die als Rückkoppelung auf die Institutionalisierung der Kultur, Markthörigkeit d. Kunst u. d. Zweckgebundenheit des IQ eine Hinwendung zum scheinbar Unsinnigen fordert. <Durch Unsinn bei Sinnen> wird zur höchsten ethischen Maxime einer Philosophie des „wogegen bist du dafür“ (vergl. — Bagosophie), die über Bild, Ton und Tat zu Wort kommt. Die „unerträglich gewordenen“ kommunist. u. die sich „selbstzerrüttenden“ dem.-konsum Ordnungen sollen kraft der absoluten künstler. Freiheit des Individuums als untauglich f. das <Überleben des Geistes> empfunden werden. In Literatur u. bildender Kunst wurden vorerst die aus der Eigenbefreiung von gewohnten Denkzusammenhängen gewonnenen Elemente zu neuen Synthesen verwandt. Parodien v. Real-Mustern, quergedachte Wortverknüpfungen und Spiele, absurde Inszenierungen, scheinbar alogische Assoziationen u. a. sind die bevorzugten Ausdrucksformen, wodurch „die Logik des linearen Denkens zu überwinden“ wäre. Die inhaltl. Aussage der Werke tritt gleichgestellt dem Spiel mit der Form in den Vordergrund als Fragment eines, sich zum Gesamtwerk sukzessiv verdichtenden Ganzen. Vorformen des B. finden sich im Dadaismus (u. a. während DADA den konkreten Verlust der Werte beklagt, macht der B. auf die „schleichende Korrosion des Geistes“ aufmerksam), bei Karl Valentin, Saul Steinberg u. a. Nach dem <Mauerfall> beeinflusste der B. die kulturelle Weiterentwicklung z. B. in Bulgarien u. a. Diaspora. Wichtigste Vertreter: Reiner Chairman, Dr. Nikotte Zwo, Salvatore Patata, Nicolai Sarafov, Emil Bojadjiev* (verstrb.2003) und Jörgen Geerds.

 

 Abriss

Auf Kulturträger aller Zeiten wirkt der Bago beruhigend gekonnt, dennoch harmloser als seine Historifizierung, die sich so darstelle, als wäre der Bagonalismus schon in die Geschichte eingegangen. Nun heißt es neulich dies sei eine Tatsache, allerdings ist er durch seine geschichtliche Trächtigkeit darin nicht vergangen und es tummeln sich mediale und sonstige Fachkräfte, denen über die Aktualität des Bago weitere Tatsachen von gehobener Qualität einfallen.

Fakt ist auch, dass die jeweils landesübliche Historifizierung des Bagonalismus durch Anhäufung von erwähnten Tatsachen zunimmt. Ab und zu bereichert sich auch die limitierte Öffentlichkeit an Vorstellungen darüber, wenn protokolliertes zur Brille geführt wird.

Gegenwärtig offenbart sich häufig die vermengte Seltenheit des „Bago für alle“ und es bestünde die Gefahr, dass im verzögerten Bewusstwerden der Menge seine exquisite Existenz sich verzehrt wiederspiegeln würde.

Nun denn, das wäre dann wiederum Bagonalismus pur.

 

 Definition 150 <neu entdeckt>

Der Bagonalismus ist nicht die Kunst schlechthin, sondern das künstlerische Leben, das auf diese Weise zum Vorschein kommt.

(Emil Bojadziev)*

 

Definition 150 wurde in einem Text entdeckt, der nach seinem Tod auftauchte.

 Wiederholungvon QB (BF) 27 „100% sind unseriös“

*Der Bulgare Emil Bojadziev, der liebe Freund, war in seiner Eigenschaft als studierter Philosoph (Schüler von Odo Marquard) der erste angewandte Theoretiker der Bagosophie. Nicht zuletzt war seine apostolische Tätigkeit in Sachen BRÜCKE ZWISCHEN DER EINEN EUROPÄISCHEN KULTUR von beispielhafter Hingabe benannt. Galerist, Vater, Balkanese und Denker – das war es, was er als Teppichhändler finanzierte, wenn er einen Kelim verkaufte. Emil war derjenige Freund, an dem der Aufbau eines gemeinsamen Gedankengutes nicht scheitern konnte. Es sind schon 18 Jahre her, als er mit dreiundfünfzig in die andere Welt umzog.

I remember Emil.


Definition 65

Es steht fest, dass der Bagonalismus der mittelbarste Ausdruck unserer historischen Zeit ist.

(Unbekannt)

Bagonale Immunität

 

Don Quijote lebt

Bagonale Immunität

Klein angelegter Angriff

 

QD (BF)2 29 <Abwehrsysteme und Parität>

 

An diesem schönen Sommertag schweben wir hundert Meter über das zufälligste Freibad in der näheren Umgebung, wo es von in Körpern verpackten Leute nur so wimmelt.

Hier – von oben – sind alle Verpackungen als menschlich zu erkennen. Ob er geht, sitzt, schleicht oder schläft ist ein Körper wie der andere, und an diesem Gehen, Sitzen, Schleichen oder Schlafen sind viele, viele Gestalten beteiligt, die alle gleich zu sein scheinen. Zumindest schauen die Leute gleich aus, wenn man die Distanz von 100 m. berücksichtigt.

Ein paritätisches Freibad, würde man denken.

 

Wir verringern die Distanz auf das mindeste und landen mitten in der massenhaften Bloßheit. Jetzt gibt es neue Erkenntnisse. Nach wie vor liegt der eine, der andere Körper geht, ein dritter sitzt und einer schleicht sich davon. Der sitzende aber denkt sich etwas anderes als das, was der Träumende wegschläft und der Liegende will bloß die Gewissheit haben, dass er äußerlich immer dunkler wird. Das Innere bleibt vorläufig ein Rätsel.

Der Unterschied spielt sich in den verschiedenen Köpfen ab und weist auf eindeutige Differenzen zwischen den anfangs Gleichgeglaubten. Die Körper der Menschenrasse und Masse sind folglich Träger von Köpfen, die sich als Behälter der Individualität betätigen. (Man wünscht sich dies besonders).

 

Was wir festgestellt haben ist, dass alle Menschen GLEICH sind, allerdings jeder ist ein wenig gleicher als die anderen. (George Orwells Sentenz „Alle sind gleich, manche sind gleicher als die anderen“ meint es nochmal anders und wird nicht in diesem Zusammenhang zitiert).

Grob betrachtet, haben wir anfänglich festgestellt, dass die Gleichheit aller Menschen aus größerer Distanz offensichtlich ist.

(Aus dieser Sicht, weit oben in den Wolken, haben auch diverse Ideologen Theorien gesponnen, als sie die Gleichheit aller Menschen proklamierten, ohne sich selbst mitanzugleichen. Hier trifft wiederum George Orwells Spruch zu).

Im Feinen jedoch und in Augenhöhe haben wir es mit Individuen zu tun die alle ein Recht darauf haben UNGLEICH zu sein. Jede/r ist ein ICH und hier beginnt unsere Geschichte über die bagonale Immunität.

 

Antikörper

Die, im jeden Menschen potenzierten inneren Werte reagieren auf äußere Interventionen in mannigfaltiger Weise. Man kann z.B. absurde Situationen mit Humor und Kreativität bewältigen oder man zerbricht daran. Wut und Tränen helfen wenig und Gleichgültigkeit ist tödlich für die Werte. (Falls tatsächlich vorhanden, hängt es schließlich von der Qualität dieser inneren Werte ab, die auf der bagonalistischen Scala der interpräkativen Schätzung bis zu einem gewissen Grad Abwehrkräfte besitzen. Diese schaffen die ordinäre Gleichheit ab, denn es gibt solche und solche: Menschen die ihre Werte eher gepflegt haben und diejenigen bei denen die Werte verloren gingen).

Humor und Kreativität sind gleichzeitig Bestandteile des praktikablen Bagonalismus, der besonders erfolgreich dazu beiträgt widrige Situationen im Leben mit WIDERSINN zu überwinden. (Es müsste eigentlich heißen WIEDER SINN, also: Verlorengeglaubter SINN wieder im UNSINN entdeckt).

 

Unsere 13.te Definition lautet:

„Der Bagonalismus ist genau so nützlich, wie Humor kein Gebrauchsgegenstand sein kann.“

Das soll heißen, dass man Humor nicht käuflich erwerben kann. Allerdings steht es jedem frei ihn zu produzieren, reproduzieren, zu empfangen, zu spendieren und/oder als schlagfertiges Geschoss einsetzen. (Hat man überhaupt das Recht oder den Ernst sich über Humor witzig zu äußern?)

 

Was empfiehlt die Praxis noch:

Wichtiger Schritt in die Richtung zur Festigung vom Abwehrsystem des Geistes ist der Versuch das Wort BAGONALISMUS zu definieren. Nicht nur, dass dabei automatisch Bagonalismus entsteht, sondern jede einzelne dieser Definitionen eine eigene, absolut individuelle Vorstellung vom Begriff ermöglicht. (Die Eitelkeit des Begriffes reicht nicht aus, um unbequeme Definitionen unterbinden zu wollen). Diese eventuelle, persönliche Definition erarbeitet Mittel der Immunität, die demjenigen, der sich eine angeeignet hat, das Überleben seines Geistes gewährleistet.

Wie denn das?

Hier verläuft der Prozess anders als beim Dialektischen Materialismus wo es heißt These — Antithese — Synthese.

URSACHE (negativ)               DEFINITION (gelungen)               WIRKUNG (positiv)
THESE — PROTHESE und SYNTHESE —          ANTITHESE

 

Jede Definition in diesem Sinne ist die Benennung der widrigen oder absurden Situation, die es zu überwinden gilt. Der Störfaktor west folglich nicht mehr in verborgener Bedrohlichkeit. Die Ursache ist bloßgestellt, umschrieben, erfasst und entlarvt. Sie hat einen Namen und kann ignoriert oder verachtet werden. Kann belächelt werden; kann nicht mehr wirken, also ist die Wirkung wohltuend.

Der Bagonalismus lässt sich im Absurden entdecken, in Paradoxa, ist Parodie und macht die Plagegeister lächerlich, das heißt: Karikaturen sind es nicht wert, sich mit denen abzugeben. Das bewegt die Hoffnung in Rufweite.

(Apropos, LÄCHERLICH — mein Vater saß wegen politischer Witze zwei Jahre im Gefängnis hätte aber die kommunistische Zeit geistig überleben können, wenn er sie überlebt hätte. Das Ganze klingt als ob ein Riesentrauma am Werk sei. Das stimmt sogar. Deswegen der Bagonalismus. Nun es hat gestimmt! Wegen Witz wird heute keiner mehr eingekerkert, allerdings gibt es genug Ecken um die man geistig gebracht werden kann).

Wir sind der Auffassung, dass die bagonale Immunität keinen gesetzlichen Schutz für Politiker und Diplomaten vor Strafverfolgung bietet und, dass die genannte Unempfänglichkeit für öffentliche Dummheiten und bürokratische Schikanen kaum eine standardisierte, globale, allgemein zugängliche Hilfe leisten kann. Ergo, dass es keine Verallgemeinerung in den Abwehrmethoden vom funktionierenden Selbsterhaltungstrieb des Geistes geben kann da wir ja Gottlob nicht gleich sind. Nun aber, die Hauptsache ist doch die, sich einfach nicht ärgern zu lassen, was wiederum die Beschränkten ärgert.

Wir versuchen etwas wiederzugeben, das ursprünglich der Feder von Erich Kästner entstammt, wobei wir die originalgetreue Vorlage nicht mehr finden konnten:

 

Die Beschränkten sind die meisten und die stärkeren

Spiel nicht den Gekränkten

Bleib am Leben

Um sie zu ärgern

 

So, wir sagen nicht jeder, und doch ist es einer, der darüber nachdenkt und schmunzelnd für sich selbst auf seiner Weise das Wort BAGONALISMUS formuliert und definiert, räumt in sich Platz für geistige Freiheit ein. Diese formulierende Bemühung ist des Menschen eigene und unantastbare Definition, ungleich der solchen anderer Menschen und doch bagonalistisch, weil es vorläufig keinen anderen Begriff dafür gibt.

Das Nachgedachte darüber ist Privateigentum der Persönlichkeit und derer individuell erarbeitete Immunität gegen

dumme Sprüche und nichts sagender Reden,

gegen Parolen und Diktaturen, Bürokratie,

Ignoranz, Dogmen, Demagogie, Sophismus,

Inkompetenz, Machtgelüste, Repressalien,

politische Täuschungen, Bauernfängerei,

Neid und Gier.

Die Liste ist länger. Ist noch länger.

 

Keiner kann für etwas verurteilt werden, was jeder different definiert, wenn doch dies das gleiche meint. Das Ganze bleibt ja verworren und meistens unter uns.

 

Bagonalismus befürwortet die geistige Freiheit und unterstützt das geistige Überleben. Alles von der obigen Liste, was das geistige Niveau der eigenen Werte nicht erreichen kann, einen nicht zerbricht oder ängstigt, setzt schon dieses Überleben voraus, und wenn man darüber auch noch lachen kann, ist man mit allen ähnlich Gleichen im Bund. Es ist das Immunsystem der Ungleichen mit gemeinsamer Wellenlänge.

Das Erkennen der Lächerlichkeit der Listenteilnehmer ist ein Akt der Entschlackung der Seele.

Hier ist die anfangs angesprochene Parität das Bindemittel, wobei die Imparität der Geister eine überwältigende Vielfalt von Lösungen darstellt, die das Gleiche mit dem Ungleichen vertraut machen. Das Zusammenwirken zwischen bagonalem Gleich und bagonalem Ungleich garantiert die Unantastbarkeit der Absage an zitierter Liste.

Gott mit uns, ODER?

 

Definition 66 (Wiederholung)

Bagonalismus ist der Ausdruck für diejenige Haltung, die den Selbsterhaltungstrieb des Geistes nicht verdrängt.

 

Definition 99

Two answers, two questions: What is truth? Why do you need to know?

What is Bagonalistik? To decide to ask is to begin to know.

(Jeremy Wright, London)

Butaforie (Bagoxicon)

Butaforie

 

QC (BF)2 28 <Bagoxicon>

 

Was bedeutet der bagosophische Begriff BUTAFORIE tatsächlich?

Der lange Umgang mit Neologismen und Wortspiele in den Veröffentlichungen des Instituts für Bagonalistik legt uns nahe, dass eine Art Wörterbuch angelegt werden sollte, um die scheinbar seltsamen Begriffe zu erläutern: Das BAGOXICON.

 

BUTAFORIE(DIE, I.f.B. / Bago – Neologismus)

Windige und groteske Formenspielerei —

Trügerischer Schein als Ergebnis von entfesseltem Gestaltungswillen mit offensiven scherzartikelartigem, ornamentalen Ödem —

Zum Schein codierte Nachbildung im fortgeschrittenen Stadium eines Wiederholungstäters —

Ingeniöse Formkonstellation als Falle für geschmacklose Seriosität —

In Bombast eingehüllter Hohlraum —

Schmücklerische Attraptivität —

 

BUTAFORIE taucht als neue Wortschöpfung zum ersten Mal in FRAGMENTE auf (Forum des Instituts bis ano domine 2000) und soll als Sammelbegriff für die bereits umschriebenen Bedeutungen und als Stütze auf dem Weg der Präzisierung des Begriffes BAGONALISMUS dienliches leisten.

Nach Feststellung der Phonetik sollte beizeiten auch nach einer Bedeutung gesucht werden, unabhängig von den oben schon vorgetragenen, die sich zur Zeit in Beispielen folgender Art zu äußern versucht: Was kommt uns beim Begriff BUTAFORIE sogleich in den Sinn?

Die belebende Kulisse — bestürztes Verstummen spricht aus dem Hintergrund der Attrappe, der völlig ausbleibt. Eine symbolhafte Leere dahinter droht mit betretener Stille. Schwermütige, unentschlossene Mystik geht mit entschlossen vorgetragener Entscheidungsschwäche einher. Vorbote einer neuen Sprachgeneration, das Wort zum Bagonalismus: butaforischer Freispruch für epigonale Vorgänge aus Mangel an kreativer Authenzität. Absolut wertvoller Abfall als Werkzeug zur Verhüllung von sauberer Geometrie, die man offensichtlich nicht verstanden hat.

 

BUTAFORIE wird hauptsächlich dort verwendet, wo diese zur Geltung kommt.

100% sind unseriös

Ein Flügel wäre leichter

 

 

In eigener Sache

Es sind schon Zwei von denen ich weiß, die mittlerweile meine Blogs lesen und denen möchte ich hiermit mitteilen, dass erst Mitte Juni mit Beitrag Nr. 28 zu rechnen wäre. Warum? Die Verzögerung ergibt sich durch die Eröffnung der Ausstellung, bei der ich alle 100 Radierungen zum Thema Sisyphos an die Wände des Bulgarischen Künstlerbundes in Sofia hängen kann und der alten Heimat zeigen möchte, wie weit und lang der verlorene Sohn gehen musste, um sich als Bürger dieser Welt zu betrachten. (1. bis 19. Juni, Str. Schipka 6, Sofia)

100% sind unseriös!

Die Ballastung der Begriffe.

Bagosophie

 

Zweite Staffel

QB (BF)2 27 <Segmentierungen>

 

 

„So richtig kann eine Meinung gar nicht sein, dass sie nicht mal erfrischend daneben greift.“

(Salvatore Patata)

 

Unverwüstlicher Leser,

Ab hier fängt es langsam an, präzise zu werden. Genauer: Wir* wollen es noch einmal versuchen das Ungefähre zu präzisieren. Zum Beispiel wie die Welt so ist?

(Den Begriff WELT möchten wir wegen seines vermengten Auftretens auf dieser Bühne nicht überstrapazieren, so möchten wir die Wiederholungen dadurch entschuldigen, dass diese am Ende einen Sinn ergeben). Als Wiederholungen.

——————————————————————————————————————————————————

*Wir sind vier + 1: Dr. Nikotte Zwo, Salvatore Patata, Prof. Nicolai Sarafov, Rainar Chairman und Jörgen Geerds in New York.

———————

Wir

 

Wenn die oben gestellte Frage aus der Position der Präzision angegangen werden soll, dann müssen wir feststellen, dass die, an wahrscheinlicher Subjektivität grenzenden Antwort, sich einer allumfassenden Schlussfolgerung im Sinne von 100% verweigert.

Was rechtfertigt diesen Befund?

 

Die Bagosophie lehrt, dass nichts FEST GESTELLT werden kann, wenn sowieso alles in Bewegung sei. Folglich würde dadurch der Stabilitätsfaktor des so quasi festgestellten erschwert worden sein und die Messwerte seien demgemäß diffus. Eine objektive Betrachtung diesbezüglich führt zum Ergebnis, dass ein hundertprozentiger Wert nicht ernst genommen werden kann.

 

Wenn das in Prinzip so sein soll, wollen wir es dennoch genauer wissen. Die Frage ist lediglich: WAS wollen wir genau wissen? Ja, vorerst kann man es so genau auch nicht wissen.

Also, vorerst nehmen wir an, dass WAS unwesentlich ist. Hauptsache wir erfahren das Drumherum um den Rest der Frage hundertprozentig.

(Das sind eine ganze Menge Prozente, die einzeln gedeckt werden müssen, um einen Satz von 100 zustande zu bringen).

 

Halb so schlimm – meint Bago – wir werden uns alternativ im Bereich der hundertprozentigen fünfzig Prozent begeben. (Um noch genauer zu sein, räumen wir mit der Toleranz von plus-minus einige % auf).

Beispiele:

Betrachten wir die nördliche Halbkugel. Allein diese ist auch eine ganze Welt für sich, nun halb so wild. Aber die nördliche und die südliche Halbkugeln zusammen gefügt bilden an sich auch eine ganze Welt, wenn sie für alle die eigene sein soll.

Eine noch unfertige Dreiviertelwelt wäre nichts Halbes und nichts Ganzes. (Diese ist aber eine andere Baustelle).

Eine halbe Wahrheit ist eine ganze Lüge. (Allerwelt Weisheit).

Halbvoll und halbleer ist die Klassik — einmal für den Optimisten und letzteres für den Pessimisten. Und so weiter.

Welche Welt ist jetzt wirklich die Ganze?

Herausbekommen haben wir lediglich, dass eine Hälfte von etwas auch hundert Prozent sein kann.

Entscheidend ist der Betrachtungswinkel.

 

Im Sinne der Präzision beobachten wir dieses Ganze unter den von uns bestimmten Winkel der schon viele ins Staunen versetzte.

Er ist nicht jener von manchen, die unsere Welt als Hyperboloid oder Spirale zum Punkt sehen; oder der Winkel derjenigen, die meinen die Welt sei rund, wo doch jeder normale Mensch Bescheid weiß wie flach sie wirkt; andere krümmen sich die Welt gerade und wiederum sind welche da, die sich ihre zurecht biegen.

 

Vielmehr ist es der Winkel der variablen Präzision, der absurde Annahmen als schöpferisch begrüßt und geschlossene Kreise um das jeweilige Weltbild zieht. Das wären 360 Winkel pro Kreis, der geschlossen 100% ergebe. Dem ist aber nicht so. Warum?

Ein geschlossener Kreis im Gefüge der gesamten Gesellschaft ist nur ein paar % wert.

Ein geschlossener Stromkreis ist ein logischer Kurzschluss.

Im Literaturkreis wird zwischen den Zeilen in harte Prozente gerechnet, wobei vom Kreis nur die Idee abgezirkelt ist. Der Rest dezimiert sich gegenseitig.

Der magische Kreis hat keinen Anfang und kein Ende.

In einen Geheimzirkel ist jedes Prozent ein Kreis für sich, abgeschottet mit Gegenzahlen und Schweigepflicht, so dass der tatsächliche Wert des Zirkelkreises nicht zu durchschauen ist.

Ganz anders wiederum das mit der Kreissäge… nun genug gekreiselt!

Die Kreise ziehen sich endlos, es gibt aber keine Garantie, dass diese vollkommen sind. Wenn man den Kreis auf ein vernünftiges Maß abrunden würde, reduziert man weiter den Prozentsatz der ideellen Vorstellung.

Folglich: Nicht jeder theoretische Kreis ist praktisch voll ausgebildet.

 

Unter dem genannten Winkel ist die Betrachtung geglückt. Sie offenbart, dass es eckig wie rund ist, ob die Welt flach oder in Ordnung ist – Hauptsache die gesamte Welt wird an der subjektive und eigene angeglichen, immer wieder, als bedürfte es durch hundertfacher Mutmaßung meineidiger Fiktionen an 100% Überzeugung.

Damit ist auch die Frage „was wir eigentlich genau wissen wollen“ nicht mehr offen.

 

Eine andere Überlegung wirft eine neue Frage auf, die so alt wie die Welt ist: ob es sie überhaupt gibt diese Welt? (Wenn die Wissenschaft beweisen will, dass ein Schöpfer, z.B. Gott, nicht existiert, dann kann es ergo auch die Welt nicht geben).

Hier klärt die Bagosophie auf: Aus ihrer Sicht ist beides möglich, das Sein und parallel dazu das Nichtsein. Aber die Parallelen begegnen sich irgendwann in die Unendlichkeit. Und irgendwo dort befindet sich auch unsere Welt, die in diesem Punkt des Universums sowohl als auch existieren muss, denn die Frage „Sein oder Nichtsein“ entscheidet im Zweifelsfall das Eine oder das Andere bis das Gegenteil bewiesen wird.

(In allen Fällen sind nichtexistente Schöpfungen für Sammler seltener als die Kopien für das Volk).

Der freiwillige Sisyphos musste tausende Kopien seiner anfangs einmaligen Leistung erfahren, um sein gigantisches Kunstwerk zu begreifen — nämlich: Wiederholung ist Bewusstsein! Das heißt in Klartext, dass die Schöpfung einmalig ist, obwohl sie sich in der Welt eines jeden wiederholt. (Es heißt auch, dass das was damit gemeint wurde, die zu vertretende Meinung darstellt).

 

Die Begriffswelt sollte eigentlich von flächendeckender Präzision kennzeichnet sein, meint Dr. Nikotte Zwo: Jedem oft verwendeten Begriff soll eine vernünftige Interpretation zugeteilt werden, die sich der bewussten Wiederholung zwecks vielfältiger Verbreitung sorgfältig entzieht. Dies lässt ferner erkennen, dass die Welt zwar nicht hundertprozentig ist, dennoch ihr Begriff einem unqualifizierten Widerspruch Stand halten würde.

 

Nichts ist perfekt, heißt es, dennoch Prozente vom Ganzen müssen einfach exzellent sein.

 

 

Definition 24

Das Bagonalisieren eröffnet den Weg zum Diskreten, es segmentiert das Ganze in seine Bestandteile und verleiht dem Unsinn einen Sinn.

So gesehen ist der Bagonalismus eine Existenzkategorie, die das Bagonalisieren zum Sein macht.

Der Bagonalismus in der bagonalen Welt ist der bagonalistische Code dieser Welt, der nicht in den Bereich der empirischen Kategorien fällt und weder verifiziert noch falsifiziert werden kann.

(Emil Bojadziev)*

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*Der Bulgare Emil Bojadziev, der liebe Freund, war in seiner Eigenschaft als studierter Philosoph (Schüler von Odo Marquard) der erste angewandte Theoretiker der Bagosophie. Nicht zuletzt war seine apostolische Tätigkeit in Sachen BRÜCKE ZWISCHEN DER EINEN EUROPÄISCHEN KULTUR von beispielhafter Hingabe benannt. Galerist, Vater, Balkanese und Denker – das war es, was er als Teppichhändler finanzierte, wenn er einen Kelim verkaufte. Emil war derjenige Freund, an dem der Aufbau eines gemeinsamen Gedankengutes nicht scheitern konnte. Es sind schon 18 Jahre her, als er mit dreiundfünfzig in die andere Welt umzog.

I remember Emil.

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Partikulärer Grosszug

Der GROSSZUG des Bagonalismus

Die permanente Parade und ein paar Orthopäden

 

Zweite Staffel

QA (BF)2 26 <weit gezogene Konsequenzen>

 

 

Didaktische Einleitung:

Eventuelle Leser,

dieses Schreiben könnte leicht als Zumutung aufgefasst werden, sich da überhaupt durchlesen zu sollen, dennoch werde ich versuchen die Komplikationen zu reduzieren.

Es vermischen sich zwei Perspektiven: Einmal ist es die kühle Distanz des Allumfassenden und auf der anderen Ebene sind es die subjektiven Betrachtungen eines unmittelbar Beteiligten aus seiner klaustrophobischen Sicht.

Wie vorausgesehen geschieht eine gleichzeitige Vermischung beider Fluchtpunkte und das Ergebnis sorgt für Verwirrung und verlangt nach Klärung. Beides erübrigt sich, wenn man das Ganze nicht liest. Ich betrachte diesen Beitrag als wortspielerische Impressionen im Sinne von bagosophischen Seitensprüngen.

 

Im Blog QA (BF)2 26 GEHT es NICHT um die orthopädische Macht über Umzüge, Paraden, Aufmärsche, Demos, Fackelzüge, Kreuzzüge und Massenkundgebungen. Es dreht sich hier um eine in ad absurdum geführten Sonderform des Defilierens: der GROSSZUG des BAGONALISMUS, bekannt auch für die Unterstützung der These, dass die Anhäufung von Quantitäten, die sich in qualitativen Veränderungen manifestieren, eine Prothese für das erhoffte Verständnis der Leser sein könnte. (Hegel lässt teilweise grüßen). Man denke vielleicht an den Eindruck dabei, den eine simple Zweimannparade hinterlässt, und den eines Aufmarsches von Zwanzigtausend Masseuren. Der Unterschied in der Qualität liegt in der Quantität. Logisch.

 

Inmitten des Groß-Umzuges befiel mich die Frage, ob die Teilnehmer der Parade im Einzelnen zu ermitteln sind oder die Selbige durch die Gleichen erst massiv erscheint? Diese Frage charakterisiert den Dualismus der oben angesprochenen Situation, ist aber als solcher erschwert zu erfassen.

Warum: Da ich direkt im Ameisenhaufen stecke, vermisse ich die Vogelperspektive um den göttlichen Überblick zu bewahren. Das will heißen, dass ich als geradewegs Beteiligter distanzlos feststellen muss, was mich so heiter bedrückt.

Wiederum von Oben betrachtet scheint mir der Bagonalismus durchaus berechtigt den GROSSZUG in Bewegung zu setzen. Sofort wie möglich.

 

Aktuelles Vorwort:

Das HEUTE ist zur Tagesordnung getragen worden und abends zu Grabe. Alltag ein, Alltag aus: Ganz so wie es der Zeitplan vorbestimmt hat.

Das Heute ist eigentlich ein Dazukömmling in die fortwährende Geschichte der Zeit. Der Moment, der sich HEUTE nennt ist so aktuell wie es nur seine Wiederholung in gestern, vorgestern, letzte Woche und damals sein kann. Ja, damals zog sich jene Parade hin, die sich im Wesentlichen von der davor und dieser danach kaum unterschied.

Also das HEUTE! Im Heute häuft sich Stunde für Stunde ein ganzer Tag an. Jeder Tag, der mit HEUTE beginnt ist aktuell. Das ist einer der Rahmen in dem der Großzug des Bagonalismus stattfindet.

In der kurzen Spanne zwischen Aufstehen und Aufmarsch bereiten sich die Teilnehmer vor. Das allgemeine morgendliche Ritual wurde nie geändert (vielleicht abgesehen davon, dass mal einer das Handtuch wegwirft).

HEUTE entfaltet seine Stunden.

Sisyphen drängen sich zu Hauf.

Orthopäden betreten ihre Praxen.

Paparazzi schärfen die Optik.

Quantitäten häufen sich an.

Abertausende verdichten sich zu Massen.

Der GROSSZUG läuft an, zieht sich hin und setzt sich fort.

Man hätte einen grandiosen Überblick könnte man über die gesamte Pracht der Bagonalitäten schweben.

Viele wunde Mitläufer würden im Nachhinein für einen plötzlich ausbrechenden Streik der Orthopäden minimales Verständnis haben.

 

Grobe Zusammenfassung am Wahltag:

Freilich steigt manchem seine persönliche Weltsicht zu Kopf um das eigene EGO zu alarmieren, zieht aber dieses mitsamt seiner Einmaligkeit im Strom der Verallgemeinerung zurück. Im Einklang mit defilierenden Mengen wiederholt sich die Problematik des jeweiligen Stroms der fort seinem gleicht und nie selbst sein kann.

Zwar kann kein fremdes ICH die Bürde anderer sein, doch im Großzug der menschlichen Art und Weise kommt sich einer ziemlich oft vor. (Aus der Vogelsicht der Macht ist jeder Masse). Na ja, da könnte praktisch jeder jedem einen Spiegel vorhalten in dem sich Kopien vermengen, die dem ähneln, der darin erkannt wird. (Für dreißig Silbernike kann man alle wählen). Man geht mit; man ist ein Mitläufer im Getriebe der Prozessionen und hat eine Stimme?

So oder so eine hundertmal wiederholte Kopie wird wahr, unkenntlich zum Original gestempelt und erkennbar als Plagiat verdrängt. Die ERSTE Wahl ist das nicht, aber in den Urnen kommt schließlich doch der ERSTBESTE zur Geltung. Wenn man einmal seine Stimme abgegeben hat, fragt dann jemand danach, ob man vielleicht etwas zu sagen hätte?

 

Nicht, dass sich hie und da mal keine Panne ereignet, sondern empfehle sich wo immer auch möglich eine zu vermeiden. Man kann die Wogen der Massen nicht sich selbst überlassen, sonst ufert die Parade aus. Der Strom muss kanalisiert sein. Zärtliche Manipulation, humane Propaganda und aufopfernde Werbung sind zwar traditionelle Begleiter eines Großzuges, allerdings benötigt er sensible Führung mit überzeugendem Kontingent an Eigennützigkeit. Auch maßvolle Bestechlichkeit sichert die Schmiere. Die Führung der Karawane wird dadurch salonfähig und bewegt sich eleganter unter Gleichen. Kaum aus den schlammigen Gezeiten die Konsequenz gezogen, bietet die brüderliche Prominenz Strandgut des Wachstums inklusive Brot und Spiele an brave Sisyphen an. Der alltägliche Wellengang muss wasserdicht gesichert sein, heißt es.

Teile der Parade werden verkauft.

Profit winkt und alles läuft bestens.

Der GROSSZUG des BAGONALISMUS ist ausgebucht.

Prolog:

Die Parade (Fackelzug, Umzug) erfasst den alten Wunsch der Tradition, in der jeweiligen Gegenwart vorzukommen.

Historische Bagonalitäten ziehen an uns mahnend vorbei, während Reproduktionen davon vorausgesagt werden. Die Gegenwart, als Kopie zur Kenntnis genommen wird nach dem heutigen Tag aktenmäßig abgelegt. Viele Füße schleppen sich zum Orthopäden, denn morgen droht ein neues Heute.

(Das seien die nackten Tatsachen. Ich nötige mich nachzufragen wozu dann eine Vergangenheit, wenn sie in ihrer Zukunft erneut vorkommt? Blöde Frage, meint die Antwort, die Vergangenheit ist die Tradition der Zukunft. Also, obwohl für Bagos Großzug Tradition einiges bedeutet weil schon immer gewesenes gewesen und unterwegs sauber geblieben, und der Bago selbst die nackten Tatsachen neu zu gestalten bemüht ist, lässt sich schlussfolglich nicht verneinen, dass die Zukunft auch nicht mehr das ist, was sie einmal war).

 

Sisyphos und die Kreisverwaltung — erstes Nachwort:

Der Mensch kommt als Stilblüte zur Welt. Er wächst im Großzug auf. Die Stilblüte wird artikulierter. Sie wird erwachsen. Der reife Mensch bekommt einen Stein den er schieben soll. Derjenige, der immer wieder zu seinem Stein zurückfindet, widmet sich schließlich dem geregelten Dasein. Ein geschlossener Kreis oder ein Kreisel?

Man spricht auch von Kreislauf. (Der Kreis um die Erde ist auch rund gelaufen).

Im Großzug schließt sich der Kreis und bringt sich auf den Punkt.

Noch ein Punkt: Stellen Sie sich unseren Planeten vor, mit seinen Milliarden ICHs besprenkelt, die sich im Uhrzeigersinn drum herum bemühen nicht aus den Reihen zu tanzen. (Umgekehrt wäre die Dauer gestört). So, und stellen Sie sich inmitten der Sternenkluster die Erde als Punkt im Universum vor. Wären da nicht die Einzelheiten außer Sicht, (somit aus dem Sinn) und als Folge ziemlich egal für den Betrachter?

So stelle ich mir auch Gottes Beobachtungsstation vor: Alles Punkte im großartigen Plan der allumfassenden Schöpfung. Ich frage mich, wie um Himmelswillen seine Beförderung zum Erschaffer des Universums auf seine Versicherung einen detailgetreuen Überblick von jedem und allem zu gewährleisten, sich mit der neuen Anstellung vereinbaren lässt?

 

Epilog:

Auf Grund der gegenwärtigen Schnelllebigkeit kann man in relativ kurzer Dauer ein dementsprechend hohes Alter erreichen, in dem als Folge und innerhalb einer Lebensspanne HISTORISCHE Zeiten vorbei marschieren.

(Als mein Gedächtnis zu funktionieren begann, haben am Bahnhof Pferdekutschen auf Fahrgäste gewartet. Danach kam der Kommunismus und ist wieder gegangen. Jetzt wiederholt sich der Frühkapitalismus in den befreiten Nischen. Man kann nicht mehr simpel von Technik reden – es ist ein HI-TECH-Wunder, das uns zum Mond brachte und in den letzten Dekaden das Gehirn überschwemmt hat).

Die Beschleunigung des geschichtlichen Ablaufs bestimmt die Geschwindigkeit der Prozession. Während sich früher der Himmel Zeit nahm unsere Spaziergänge zu belauschen, meint heute jeder Vorstandvorsitzende Gott an seinen Hoden gepackt zu haben.

Um dies richtig zu verstehen brauchen wir nur den Abstand zwischen damals und heute zu notieren, behutsam die Epochen vergleichen und ohne Panik sich dahin begeben, wo die Versicherung ihr Wort seltener bricht.

(Nun, das Altern ist eine schlechte Angewohnheit, die man zunehmend nicht los wird je später der Abend, aber die Abfindung dagegen besteht darin, dass schon ein und die selbe Generation Chancen bekommt, gemachte Fehler wiederholen zu dürfen. Summa summarum nimmt man im gemeinsamen Umzug das Leben leichter, insbesondere wenn es einem nicht gehört).

 

Die gute Nachricht ist, dass der IQ gezwungen wird auch den letzten Schmuddel der geistlosen, massenhaften Überschwemmung der Geschmacklosigkeit über sich ergehen zu lassen, als Beständigkeit dessen, was noch zu beanstanden nicht massiv gewagt wird.

Der Nachrichtenwert der Auswirkungen verbirgt sich im verschollenen Wert der Nachrichten.

Das bleibt aber unter uns.

 

(Scheinbar komplizierte Dinge könnten ohne weiteres unverständlich einfach sein, wenn das Institut nicht auf der Suche nach simplen Lösungen wäre. Da die Voraussagbarkeit des Wachstums demoskopisch schwer geworden ist und die Gewissheit, wie viel Rente man in fünfzig Jahren beziehen wird, verloren ging, schlägt es eine geläufige Formel vor, die ein wenig umgestaltet durchaus als Sonderangebot akzeptiert werden kann):

Von der Wiege bis zur Bahle — bagonale, bagonale.

 

Nachtrag zur Einleitung:

Am Institut für Bagonalistik ausgearbeitete Alternativen oder die, zum Dauerziehen geeignete Konsequenzen: Den GROSSZUG des BAGONALISMUS distanziert und genau beobachten, fehlendes ergänzen, verschwiegenes der Lüge bezichten, konstruktiv bagonalisieren, oder Gift darauf nehmen, sich anschließend würdig und haarsträubend unauffällig entfernen, sein mit gemeinnützigen Tatsachen getränktes Schicksal zurückziehen, ein Opfer der Zeit formlos anmelden, verbitterte Stunden genießen, Wochen verdauen und weinen, weinen, weinen…

danach Schwamm drüber.

 

Definition 7

Als zeitlose Satire erkennbar, ist Bago motiviert, der Schizophrenie des Ideologismus durch die Ideophrenie des Bagonalismus entgegen zu wirken.

 

 

Die Anziehungskraft der Leichtigkeit

SCHWERKRAFT

Die Ballastung der Begriffe

 

Z (BF) 25 <Lasten um die Gravitation>

 

 

Was ist das: SCHWERKRAFT?

Ja, das ist eine Frage, die Gewicht hat. Wie geht man mit einer Kraft um, die, schwerer als sich selbst kaum gehoben werden kann?

Eigentlich und ursprünglich handelt es sich laut Newton um die Anziehungskraft der Erde, also die Kraft, mit der ein Körper von einem Planeten angezogen wird. Einstein dehnte die Gravitation bis an die Grenzen des Universums aus, und Bago vermutet heute viel Gewicht im Jenseits der Unendlichkeit.

Strapazierte Leser,

Sie müssen wohl gemerkt haben, dass wir es wieder einmal mit einem allumfassenden Phänomen zu tun haben. Jeder exorbitante Begriff kämpft um die Registrierung aller Dinge unter eigener Regie. Die Konkurrenz ist groß, aber vergebens, denn nur das KOLOSSALE GANZE alle Teile des Durchgängigen umfasst. Das große Ganze ist schließlich so riesig und ganz, dass es sich selbst und selbst noch alles darüberhinaus, was im Begriff nicht mehr hineinpasst gänzlich umfasst. Das ist dann auch ALLES: undenkbar GANZ.

Nun zurück zur Schwerkraft.

Man wird den Eindruck nicht los, dass eine breite Palette von Auswirkungen der Schwerkraft, (Netto wie Brutto), unseren Alltag im Griff hat und Druck auf uns ausübt. Wenn vier und zwanzig Stunden am Tag dafür nicht ausreichen sollten setzen sich die Nachwehen auch nachts fort. Schwerkraft kann sehr bedrückend sein. Diese Adhäsion(Künstlername der SK) ist für das Gemüt ein harmvoller Zustand, falls vom Begriff nur die Schwere übrig bleibt, während sich die Kraft von ihm scheiden lässt.

Gewichtig sind auch Vorstellungen von Felsen, Bügeleisen, Nashörnern, Blei und Treppensteigen. Wer kennt den Unterschied zwischen einen Zentner Watte und fünfzig Kilogramm Eisenschrott nicht?

Angesichts der Versatilität des Angebots an schwerwiegenden Begriffen aus der qualifizierten Problematik, werden wir hier einen fachbezogenen Diskurs ausharren müssen, solange sich die diversen Betrachtungsweisen und Diskrepanzen dem Bago auf diesem Gebiet angeglichen haben.

Ab ins estagonale Rennen durch die weitgefächerte Interprekativität.

 

Was ist sie also noch, die ADHÄSION?

A. Während ein SO TUN eines Gewichts gegenüber einer Waage, (als ob es leicht wäre schwer zu sein), verstellt sich die Schwere, als sei sie gleichzeitig und innerhalb der ausbalancierten Waage ohne Gewicht. Ein Gewicht ist also eine Schwere, der die nötige Kraft nicht fehlt um sich auszugleichen, noch ist Schwere ungleich dem Gewicht, welches die Waage beruhigt — es ist eher der, in die Schwerkraft hineininterpretierten Gedanken, der vom Stabilität, Ausgewogenheit, aber auch vom Sturz erzählt.

Alles, was Gewicht besitzt, könnte sich unter gegebenen Umständen auch im freien Fall befinden. Alles, was bis zum Horizont aufprallt oder die Oberfläche bis dahin willig stützt; frei sitzt; intensiv liegt, verdankt sein Befinden der unwillkürlichen Zielstrebigkeit einer andauernden Schwerkraft, die ihre Wirkung auf den heruntergekommenen Gegenstand ausübt. Der Freie Fall ist an sich harmlos, nicht aber das unvermeidliche Dazutun der Adhäsion im Endstadium ihrer Dauer.

Unbedingt wirkt die Schwerkraft nur bis zum Horizont soweit der Blick reicht.

Ab da, (über dem Horizont hinaus) stürzt die unglückliche LAST (das Gleichgewicht verlierend), auf eine Schildkröte und vier Elefanten, die seit ewigen Zeiten die Erde zu ertragen gelernt hatten. (Reste davon befinden sich im Althistorischen Museum der genannten Gegend).

 

BE. Das Licht macht den Schatten sichtbar.

Der geworfene Schatten müsste eigentlich Gewicht besitzen, um auf eine Oberfläche fallen zu können und sich darauf auszubreiten. Dem ist aber nicht so. Die Tatsache, dass der Schatten geworfen werden kann, und dass er anschließend fällt und auch letztendlich am Boden aufschlägt ohne etwas zu wiegen, lässt im Schatten die grafische Darstellung der Dinge vermuten, die ihr Gewicht der Schwerkraft voreilig anvertraut haben und in der Verlegenheit eines Absturzes kamen. Der geworfene Schatten veranschaulicht das Ausmaß einer Katastrophe und darüberhinaus besagt die tragende Fläche, dass der Schlagschatten die Auswirkungen der Gravitation in zweidimensionaler Ausführung demonstrieren kann und selbst ADHÄSIONS Unsichtbarkeit zu visualisieren in der Lage wäre. Dadurch kann das LICHT der Schwerkraft eine gewisse Sichtbarkeit garantieren. Daher wissen wir, dass diese Kraft tatsächlich existiert und richten unser Maß danach. Zumindest wird das brutale Treiben einer harten Schwere dokumentiert und ist als Schattenseite dieses Phänomens sehr wohl berüchtigt.

 

CE. Die reinste Form der Gravitation erfährt man, wenn der Absturz in einem Schwarzen Loch erfolgreich abgeschlossen wurde. Allein der Gedanke daran wiegt schon ca. zweiunddreißig Tonnen: So dicht ist darin die Vorstellung vom Gewicht. Die Entschiedenheit, mit der die Schwerkraft von der weit universelleren Gravitation ersetzt wird, zeugt für den enormen Druck, der im inneren des schwarzen Loches am Werk sein muss, wenn sogar das Licht sich weigert, Kontakt mit der eigenen Sichtbarkeit aufzunehmen.

Ein Schwarzes Loch ist ein Musterbild für die Gier der Masse.

Es ist ein Raubloch, (vielleicht vergleichbar mit der Mentalität mancher Verwandter, die Fremdes an sich reißen wollen, ohne Rücksicht auf Verluste bei den Beraubten zu bedenken. Ein Schwarzes Loch ist allerdings schwerkräftiger und wesentlich erfolgreicher).

Es soll unter allen Umständen gemieden werden, denn wenn einmal einer drinnen ist, hat er plötzlich unzählige Beschwerden, so dass ihn keine Anziehungskraft der Erde herausholen kann. Alles, was sich diesem Loch einverleibt wird selbst zu Schwerkraft. (Manchmal kommt in einem das Gefühl hoch, man wäre tief in so ein Loch gefallen. Da man aber im nachhinein diesen Zustand zu identifizieren im Stande war, ist es nicht die Überwindung eines SCHWARZEN LOCHES gewesen).

 

 

DE. Ein potentieller Ausdruck für eine, noch nicht Zustande gekommenen Kinetik ist das Hängen. Der Newtonsche Apfel, bevor sein freier Fall in Gravitation eingezwängt wurde, hing erst einmal an einem Baum, wurde immer reifer und somit immer schwerer. Die Anhäufung von Reife erschwert zunehmend das Hängen und zwingt das Hängende zur Aufgabe des Hängens. Darauf beschloss Newton die g-Kraft, woraufhin der Apfel zu Boden fiel. Ende der Geschichte. Manches bleibt aber hängen.

Das Herum- und Durchhängen, das Kauern oder das Hocken an sich, sind Belastungen an und für sich, die sich im Nichtstun manifestieren.

Es ist wahr, dass ohne Hängen keine Ausstellung stattfinden kann; ohne Gehängte keine Revolutionen; ohne zur Schau aufgehängte schmutzige Wäsche, kann die Öffentliche Meinung nicht reibungslos funktionieren; ohne vieles noch, was damit zusammenhängt, würde keine Tatsache auf dem Boden festen Halt bekommen.

Noch wahrscheinlicher aber ist die Tatsache, dass Laster immer gewichtiger werden, je dauerhafter das Hängen weilt. Folglich ist das Hängen eine in sich reifende Schwerkraft, die sich im unvermeidlich anhängenden Absturz offenbart.

 

E. Da eine Stiege ohne Stufen keine Treppe sein kann, ist die Leiter ohne Sprossen kaum denkbar. Stufenweise wird die Schwere aufwärts oder abwärts verschoben. Man wird an Sisyphos erinnert, von dem die Häufigkeit der Stufen die doppelte Menge an Schritte von ihm verlangte. Das ist ihm sicherlich nicht egal gewesen, solange er sie noch zählen konnte. Als mit der Zeit der Aufgang zu Steigung degradierte, bekam es Sisyphos ernsthaft mit der Schwerkraft zu tun. Warum?

So oft es eine Steigung zu überwinden gilt, steigt die Schwerkraft proportional zur Häufigkeit der Überwindungen. Kurz: Die Schwerkraft ist so oft zu spüren, wie Stufen zu bewältigen sind. (Wobei Stufen und Steigung die gleiche Neigung besitzen). Je höher hinaus man strebt, umso schwieriger gestaltet sich das Erreichen weiterer Ebenen.

Der berühmte Treppenaufgang von Taratorien, bei dem mehr als zwanzig Tausend Stufen (Format DIN A 4) zu überwinden sind, um die bürokratische Reife der geplagten Männer zu testen, werden heute auch von Frauen mittleren Alters bestiegen. Das heißt: Eine Karriere zu ersteigen ist eine große Belastung, voll mit schwierigen Hürden, seien diese nur die Stufen der Hierarchie.

Die Schwerkraft gestattet selten das problemlose Erreichen eines höheren Niveaus. Das liegt daran, dass die Schwerkraft für alle gleich zu sorgen hat am Boden zu bleiben, es sei denn, das Gleiche gleicht sich nicht immer. Schließlich, wenn ein paar Formulare das Niveau gehoben haben, darf man die Schwere leichter nehmen.

 

EF. Letztendlich hat sich alles dort zu befinden, wo es von der Schwerkraft festgelegt wurde. Das, was Schweben wagen würde, muss zurück zur Masse. Das Schwebende widerspricht dem Gesetz der Gravitation und ist als unzulässige Störung zu behandeln.

Sachlich betrachtet, kann es das Schweben nicht geben. Während draußen eine Schwerkraft herrscht, die sogar das Traumatische offiziell kontrolliert, empfehlt sich im Traum ganz privat zu schweben.

 

GE. Wissenschaftler und Bagonalistiker haben herauserfunden, dass sich jenes rätselhaftes Organ im menschlichen Körper — der verkümmerte Blinddarm — der in archaische Zeiten sehr wohl noch voll und zuverlässig funktionieret haben soll, sei in Wirklichkeit die Steuerung, Kontrolle und Vestibulierung des ANTIGRAVS gewesen, der das Schweben und Gleiten ermögliche. Ja, der Appendix soll dem Menschen als Schwebeorgan gedient haben. Erblindet sei er erst viel später.

Anders als heute waren damals wimmelnde Anhäufungen, Demos und Umzüge sehr rar. Das Fehlen einer kritischen Masse erschwerte keinesfalls die Funktion des Blinddarmes. Selten verführte die Anziehungskraft einer Gruppendynamik zu gewalttätigen Handlungen. Keinerlei schwere Jungs sind mit suspekten Ideologien unterwegs gewesen. Die ganze Menschheit befand sich im Schwebezustand des Glücks und erfreute sich der ätherischen Seite einer guten alten Gravitation aus der Zeit vor dem Urknall.

Ja, liebe Kinder! Das war einmal vor langer, langer Zeit, als die Welt noch eine Utopie der Schöpfung war. Und wenn der Blinddarm nicht rausgenommen worden wäre, dann schwebten die Menschen womöglich noch heute.

 

HA. Nieder mit der Schwerkraft!

 

Definition 26

Bagonalismus: Bewegung Ende des 20. Jh., deren Ursprünge im Dickicht der Hochkulturen liegen; kennt weder Anfang noch Ende von Gedanken und führt durch die Gestaltung des Absurden über den Ernst des Seins hinaus; inspiriert dazu, die Unsinnigkeit der Gedanken am Sein zu bedenken; beansprucht die außerhalb des Ganzen liegende Zentralstellung der Wahrheit und entnähert sich somit, lediglich durch definitive Ausgrenzung dessen, was nun wirklich nicht damit gemeint sein soll, in der nach oben offenen Dimension von jenem, was zu denken gerade noch gefehlt hat.

(Renate Schneider)


Assoziation zum Thema

Vom Detail bis zum Ganzen,

hat das Apfelmännchen Fransen

Angewandter Bagonalismus /Bagosophie /Logik /Theater

 

Y (BF) 24 <Interprekativitäten um das Chaos>

 

I. Seriöses Verhalten der Gedankenwege in Anbetracht des Chaos

CHAOS ist eine Wissenschaft, die von der umfassenden Natur der Systeme handelt.

(Geneigter Leser, sicherlich ist Ihnen aufgefallen, dass wir uns andauernd mit großartig ALLUMFASSENDEN Phänomenen befassen, die sich selbst in unendliche Dimensionen einquetschen lassen, um nicht von den anderen, auch allumfassenden Erscheinungen miterfasst zu werden. Diese Unvereinbarkeit bezieht sich auf das Verhalten gewählter Begriffe wie die absolute Wahrheit; der Sinn des Lebens; Gott vielleicht; der Bagonalismus für Mensch und Natur, und jetzt — das Chaos. Diese Begriffe konkurrieren miteinander um die Vorherrschaft im UMFASSEN, obwohl alle zusammen das Universelle an sich ergeben).

Vorerst verbleiben wir in der Umarmung einer allgemeinen Fassungslosigkeit bis der weitere Verlauf der Darlegung, uns mit dem Inhalt versöhnen möge.

Also! Chaos fördert neuartige Probleme zutage, die nicht immer widerspruchsfrei aufgehen, scheinbar oft sogar den traditionellen Formen und Wegen wissenschaftlichen Denkens zuwiderlaufen. Nicht desto Trotz, ermöglicht das Chaos kühne Thesen über das Verhalten komplexer Strukturen, die simultan auf verschiedenen Ebenen erscheinen.

Zufällige Auswahl: Spekulationen zu Fragen der Freiheit; der Unfreiheit und ihr Wille; der Bürokratie; über Prozesse in der Funktion von Organismen und über die Evolution überhaupt; über das Wesen bewusster Intelligenzen und über die mysteriöse Anhäufung von Dummheit. Wie schon erwähnt, die Chaostheorie nimmt für sich den Anspruch (wie es auch die anderen Bewerber um das Gleiche tun), den Blick auf das GANZE der Erscheinungen zu richten.

CHAOS bezieht sich also auf das Universum als fühlbares und sichtbares Objekt unserer Wahrnehmungen und auf Gegenstände der humanen Ebene selbst. Chaos ist überall; es ist stabil, besitzt eine Struktur, wirkt wie von langer Hand geplant und ist dennoch unberechenbar.

Der berühmte „Schmetterlingseffekt“ dürfte wohlbekannt sein: Wenn jetzt und hier der Bagonalismus ein neues Wort erfindet, (z.B. INTERPREKATIVITÄT), der Neologismus kann in 100 Jahren die Ursache sein, dass sich in Bulgarien eine neue Sprache gebildet hat. (Wenn man die Ausdrucksweise der Presseberichte und die der Politiker vor Ort studiert, ist zwar dies jetzt schon der Fall, aber wir sprechen hier von einer kultivierten Sprache).

Wir begreifen die Welt dadurch, dass wir sie in ihre Bestandteile auseinandernehmen, bis wir die Materie verstehen, die wir für grundlegend halten. Gleichzeitig nehmen wir an, dass die anderen Dinge, die wir nicht begreifen, Nebensächlichkeiten sind. So legen wir uns das eigene Bild von der Realität zurecht. Die Unordnung existiert, doch die Menschen sind auf der Suche nach Regelmäßigkeiten, die sie berechnen können, um mit sich im klaren zu kommen. Während die Ordnung Geborgenheit bedeutet, führt ihr Gegenteil zu chaotischen Zuständen. Daraus wird der negative Beigeschmack bei dem Gedanke an CHAOS abgeleitet.

 

II. Bago weckt den Bedarf, den er deckt

a/ In einer Welt, in der alles erklärt ist, verkommt der Wert des Wissens —

b/ Der Wert des Wertes wird zu bagonalistischem Begriff, da genannter diese Tugend in ad absurdum zu verführen bereit ist —

c/ Der Begriff CHAOS gewinnt derweil an Wert, weil das Chaos dem Wissen neu zu erklärende Dinge beschert, die einem absurd vorkommen —

Die logische /a, b, c/ Konsequenz, dass Chaos bagonalistisch ist, wäre ein Ausflug in die klassische Antike wert:

Der Wert wird BAGONALISTISCH —

Das CHAOS gewinnt an Wert —

Das CHAOS wird BAGONALISTISCH!

Aristoteles’ Syllogismen scheinen auch gegenwertig ihre Gültigkeit zu bewahren.

Die Logik hat immer Recht, auch wenn sie im Unrecht ist. Sie ist aber auch machtlos, wenn der Bagonalismus mit den Mittel der Logik diese zu umgehen versucht. (Während Bago seinen Spielraum zu erweitern befähigt ist, muss das Logische auf die eigene Position verharren).

Weil es chaotisch zu werden droht, lehnt sich ein logisches Durcheinander selbst ab, obwohl das Chaos die Logik erfunden hat — als pars pro toto wohl vermerkt. Als Zeugnis für das Wirken des Bagonalismus wird (Syllog. oben) der logische Faden bestätigt, dass das Chaos fortwährend an Wert gewinnt und, (logisch), immer wertvoller zu werden scheint.

Daraus folgt, dass die Logik kein nennenswerter Gegenpart in Sachen Chaos und Bagonalismus sein kann.

Das CHAOS ist also ein hochorganisiertes System, welches sich als großes Durcheinander präsentiert, jedoch eher der Unberechenbarkeit eines kreativen Prozesses zuzuordnen ist. Es ist ein stabiles System, das unordentlich erscheint, in dem aber die lineare Ordnung logischen Ursprungs als Teil des Ganzen zu finden wäre.

Lineare Denkkonstruktionen lassen sich auseinandernehmen und wieder zusammensetzen. Ihre Teile sind fügsam und passen stets ins Weltbild hinein während ein bagonalistischer Schnappschuss die Schirmherrschaft des Chaos genießt. In Wechselwirkung erhalten Bago und Chaos vom einen das Andere und vom anderen das Eine. Was an Vorzüglichkeit dabei herauskristallisiert wird, kommt dem Querdenken zu gute. Langwierige fraktale Hirngespinste, deren Seichte kaum tief genug sein kann, schwenken das Erhabene an Paradoxa ins Bagonalistische um.

Weniger deterministischer Einstellungen bagonaler Herkunft pflegen Eigenschaften zu unterstützen, die zu einer enormen Vielfalt möglicher Zustände eines einzigen nichtlinearen Gedankens hinführen.

CHAOS ist demnach ein schöpferisches Prinzip, das seinen Anfang in der Gesamtpracht des Urknalls genommen hat. Die differenzierte Gleichzeitigkeit des besagten Ursprungs formuliert die geballte Potenz der universalen Schöpfung.

Chaos ist folglich üppiger, als jener simple Staub, woraus Gott die Welt schuf. Rein lokal möge die strudelnde Substanz nicht berechenbar erscheinen, dennoch verbleibt das Chaos dem Universum seine Ordnung.

 

III. Ein Versuch sich dem ALLUMFASSENDEN zu fügen

Chaos ist ein an Ziemlichkeit grenzendes Wissen über die Wandelbarkeit des Geistes, welchem durchaus nachgewiesen werden kann, dass es kaum eine Lösung für dieses Problem gibt. Dieses stellt sich zwar als konsequent chaotisch dar, gleichzeitig ist es höchstwahrscheinlich gar kein Problem.

(Der Geist ist ja sowohl als auch).

Die dreißigjährige Institutsgeschichte setzt ein bagosophisches Potential in Aussicht, das alle unsere Probleme lösen könnte, die wir nicht haben. Wenn tatsächlich eine Knacknuss Gestalt annehmen sollte, würden wir durchaus fähig sein zu belegen, dass es dabei um Probleme geht, die noch zu erfinden sind.

ABER der Geist weiß Bescheid: Probleme kommen wie gerufen.

Wir behandeln die Problemstellung um das Chaos, als ob hier ein Buch mit sieben Siegeln zu knacken wäre, und parallel dazu tun wir so, als gebe es diesbezüglich keinerlei Probleme. Demgemäß richtet sich das Spiel nach bagonale Regeln. (Ob das Sinn macht oder nicht, der Sinn muss sich erst entwerfen, um in Absurdum verführt zu werden).

Schließlich ist Chaos eins der vielen Mittel in der Werkzeugkiste des Instituts, die wir in Folge ordentlich auflisten möchten:

 

Die ORDNUNG ist eine Form —

Das CHAOS ist ein Konstruktionsprinzip über die Form hinaus —

Das ABSURDE ist das Gestaltungsmittel des Inhaltes —

Das ASSOZIATIVE ist die Methode, die von der Form zum Inhalt führt —

Das BAGONALE ist sowohl Form wie auch Inhalt von mehr, als die Summe der beiden Komponenten ergibt —

Das INDIREKTE gewinnt dabei an Deutlichkeit —

Das KLARE verlässt sich auf seine Undefinierbarkeit —

Das Philosophische äußert sich BAGOSOPHISCH

+

Das UNSINNIGE gestaltet sich als logische Folge —

Diese LOGIK ist nicht immer logisch —

Darin liegt der SINN!

(Der Sinn im Unsinn).

 

IV. Die naturbelassene Begriffe und das Große Theater

CHAOS wirkt vielseitig abschreckend, ist aber mehrfach umgänglicher als sein Gegenteil.

Um obige Behauptung zu entwirren und zur Milderung der Stimmung im Saal beizutragen, verpflichteten wir hierfür einige bewährte Metaphern. Es werden in Kürze diejenigen Elemente auftreten, die schon damals, als die Erde noch flach war, verbeamtet wurden und eine Vorstellung von der Welt abgaben.

Die Rollen in diesem Stück sind willkürlich (um nicht zu sagen chaotisch) verteilt, Z.B.: Der Ozean übernimmt die Rolle des Universums; der Wind bespricht sich mit dem Chaos; der Sinn des Lebens wird von der Sonne präsentiert; der einschlägige Blitz ist die absolute Wahrheit; ein Felsen stellt die Öffentliche Meinung dar und so weiter. Die ganze Natur versteht sich insgeheim als das Allumfassende.

Die NATUR ist also die Hauptdarstellerin in dieser Tragikomödie! Interessant wäre auch der Sumpf als Charakterdarsteller, aber wir ignorieren hier Politik, Moral und sonstige kriminelle Energien, die in den Strukturen der Gesellschaft kaum eine Rolle spielen.

Wichtig erscheint, dass sich die symbolisch naturalisierten Anwärter der allumfassenden Idee, (zwecks Verständnis im Volk zu provozieren), in der geplanten Aufführung Anstrengungen simulieren müssen, um die Zuschauer davon zu überzeugen, dass es kaum etwas gibt, was sich in der Natur nicht schon in grauen Vorzeiten abgespielt hat. So die Uraufführung des betörenden Naturschauspiels, in einer Zeit, in der jedem Baum einen Gott zugeteilt wurde, brachte enormen Applaus für die Schausteller.

Die Welt war damals noch in Ordnung.

Es würde die Urahnen aus ihrer Bahn werfen, wenn sie mit positivem Chaos, unsichtbaren Galaxien, erträumten Wurmlöcher, dekadenten Trüffeln, allumfassenden Handys etc. konfrontiert worden wären. Unglaublich! Heute genießt die Welt weitgehend mehr Ordnung im Theater, denn wo sonst ist das Allumfassende bühnenreife Natur?

 

V. Diverse Ergo

Auf diesem bildhaften Weg wird die NATUR für die Existenz mehrerer allumfassender Erscheinungen bestimmungsgemäß als verantwortlich gezeichnet, während sie gleichzeitig diese Dinge von ihrer Abstraktion und somit von der Gefahr einer falschen Auslegung befreit. Vertraute Naturelemente setzen spielerisch die gängigen Chimären von Globalisierung, Unendlichkeit und Ewigkeit in Geborgenheit um. Sie veranschaulichen die Extreme des durchschnittlichen Verstandes und anstatt ihn weiter zu strapazieren, gezieme es sich mit Brot und Spiele versorgt zu werden.

Unter dem Himmel dergleichen beruhigenden Hemmungen gedeiht auf viele Inseln der Ordnung — die Ruhe. Archipele voller geregeltem Dasein verlassen sich auf günstige und versicherungsmäßig abgedeckte Winde.

(Ob die Inseln eine Ahnung haben, dass sie sich mitten im Ozean befinden?)

Apropos, WIND! Der Wind, der fortwährend in Bewegung ist; weht ständig, wenn er nicht gerade den eigenen Stillstand unterbricht; wechselt nach Laune; bringt etliches durcheinander; verhält sich fraktal; ist kreativ und großzügig; man singt ein Lied davon und verfasst windige Gedichte darüber; betätigt sich als treibende Kraft; verursacht und verwirrt Konflikte; begünstigt das Werden; ist Sein und symbolisiert das CHAOS.

 

ERGO: VOM DETAIL BIS ZUM GANZEN, HAT DAS APFELMÄNNCHEN* FRANSEN.

*Das „Apfelmännchen“ ist wiederum bekannt als das computergenerierte Symbol für das Chaos.

 

Definition 39

Der Bagonalismus erscheint als die Metapher einer Methode, wodurch die Logik des linearen Denkens überwunden wird. Er ergreift das schöpferische CHAOS als Konstruktionsprinzip und entdeckt im Absurden Existenzen, die sonst vom habituellen Alltag bagatellisiert werden.

(Emil Bojadziev)

Handgezogene Bremse

Handgezogene Bremse

Bago für Autodidakten

X(BF) 23 <über die Illustration>

Es ist wieder einmal die Kunst, die der Illustration ihre schöpferische Gleichberechtigung als minderwertig vorenthält.

Wir streiten nicht ab, dass auf unsere Welt Kunst universell ist, aber auch, dass der Begriff KUNST nicht nur für das eigene und ideologisch verwandte Tun beansprucht werden darf. Nachdem es bis heute keine allumfassende und endgültige Definition dafür gibt was eigentlich KUNST sei, kann ILLUSTRATION auch Kunst sein — insbesondere, wenn man zu sagen wagen würde:

Kunst ist die Überwindung von Distanzen durch Fantasie.

Und wenn Fantasie, Humor, Geist und Handwerk nichts in der Kunst zu suchen haben, dann ist eben Illustration eine Kunst, die keine KUNST ist.

In der Kunstszene treiben sich gewissermaßen Betonköpfe herum, für die das Wort „Illustration“ übelste Blasphemie bedeutet. (Warum? Wäre interessant, es zu erfahren. Ich bin aber noch nicht bereit von Dummheit, Arroganz, Unfähigkeit und von anderen Leichen zu reden, während man selber welche im Keller hat).

Kurze Unterbrechung wegen Gedankenschwund…also,

…eine selbstgefällige Moderne schafft es, kreative Potentiale einzuschüchtern. Andersrum: Falls Talente erkannt werden, sind sie meistens unerwünscht, da die Konzepte der Vermarktung den gängigen Geschmäckern unterworfen sind. (Ein anderes Kapitel ist, wie Geschmack gezielt gebildet wird). Darüberhinaus haben die wenigsten Verleger eine Ahnung von Illustration.

Jedoch alles fließt. Das Prinzip YING & YANG dürfte bekannt sein.

Allein die Tatsache, dass etwas übermächtig geworden ist, trägt in sich den Kern des Gegengewichts, der Umkehrung. In der Tat — die Zeiten ändern sich und erheben Anspruch auf Modernisierung; gleichzeitig steigt das Bedürfnis, wieder einmal Bleistift und Schere in der Hand zu spüren. In jeder Erneuerung reift das Archaische — sprich: etwas, das auf das Wesen des Menschen verweist — denn alles Neue hat nur dann Gültigkeit, wenn es in anderer Form schon immer da war und sich existentiell längst bewährt hat.

Computer hin, Computer her.

Wie entsteht eine Illustration? Nehmen wir an, es heißt: Wenn sich eine gute Idee im Sinne einer Erzählung in künstlerischer Umsetzung verwirklicht.

Erst recht erfährt die Illustration ihren Stellenwert als gleichberechtigte Partnerin zum Text denn ist sie schließlich nicht seine Krücke. Die anspruchsvolle Darstellung ist selbst zu lesen. Sie gehört nicht zur Flut der schnellen und fertigen Bilder einer kommerziellen Verseuchung. Eine Menge erstklassige Illustrationen gereichen ihren künstlerischen Anspruch und werden selten veröffentlicht. Im Vergleich wird dennoch sehr vieles veröffentlicht, das unter Zeitdruck entstanden ist und schlecht bezahlt wurde.

Wer kann sich da schon mit handwerklicher Qualität und inhaltlichen Werten behaupten, die weit zurückgreifender Tradition verpflichtet sind — und das in einer Zeit, die in naher Zukunft für das bedrohliche Abnehmen jener Werte berüchtigt sein wird.

Grundsätzlich könnte man jeden gewählten Text illustrieren, denn jeder Text löst Bilder, Visionen und Assoziationen aus, die in entsprechender Umsetzung den Text um gewisse Aspekte bereichern können.

Mich interessiert vor allem jene Illustration, die das geheime Wesen des geschriebenen Wortes inszeniert, sprich eine Arbeit, die über eine sowohl emotionale wie intellektuelle Auseinandersetzung dem Text eine neue Dimension einräumt. Dabei geht es nicht um zeichnerische Wiederholung der sprachlich bereits formulierten Bilder, sondern um den feinstofflichen Gehalt des Textes.

Bagosophisch würde es heißen: … durch die Metapher eigener Methode erkennen lassen, dass sich der Schaffende um die Überwindung der Logik des linearen Denkens bemüht. Die Illustration von bagonal geprägten Texten verpflichtet sich Verknüpfungen zwischen Text und Bild zu schaffen, die für den Betrachter und Leser etwas Drittes entstehen lassen. Also Verknüpfungen, die aus zwei und mehr gestalterisch zusammengefügten Komponenten eine dritte gebärt, die der aufmerksame Beobachter assoziieren könnte. Der erkannte Zusammenhang zwischen den Elementen einer Illustration und der Nachvollzug des verborgenen Drahtes in der Darbietung bescheren sowohl dem Betrachter, wie auch dem Schaffer ein gewisses Erfolgserlebnis, welches im gegenseitigen Gespür für die Sache zuzwinkernd aufgehen möge.

Und so weiter über vielen Seiten. Anschließend: Ende des Vortrags.

Dreiunddreißig Jahre lang habe ich an der Fakultät Gestaltung in Würzburg Illustration unterrichtet und es darf eine Kritik im unüblichen Sinne am Werk der Studierenden nicht fehlen. Diese wären nicht meine Studenten, wenn sie mir folgenden Schabernack übel nehmen würden:

Die handgezogene Bremse

In den Arbeiten der Studierenden ist manches sowohl als auch vorhanden, obwohl eine kleine Unterscheidbarkeit in der isolierten Anwendung charmanter Formensprache mit erkennbar humanistischer Ambition nicht zu missdeuten ist.

Die ausgezeichnete Anwendung des nicht geringen Innovationspotentials nach EU-Norm wird durch die allgemein wohltuende Sinnfälligkeit der Farbgebung hervorgehoben. Die fast viereckigen Darstellungen erklettern sich auf der Scala der Formate zu einer interessanten Stilübung, die im Verborgenen kaum so einfach erscheint wie es vielleicht den Anschein haben mag. Es ist ein gewagter Versuch, die Errungenschaften des Kommunikation-Designs in seiner doktrinärsten Erscheinung zu unterminieren, obgleich wir keineswegs der Verwaltung treu zu sein brauchen, wenn wir uns einzig den Idealen der Gestaltung verpflichtet haben.

Es wird deutlich, dass manche Arbeiten auf die Meisterschaft ihrer Ausführung vertrauen, ohne sich dabei in unkoordinierte Spielereien zu verlieren, während andere, durch reduzierte, nachvollzugswürdige Kreationen, die gelegentlich etwas modisch wirken, das Spektrum der Kollektion, durch fleißige und kluge Schöpfungen, zu ergänzen bemüht sind.

Die nicht unzulässige Verlagerung der bagonalistischen Problematik auf andere Themenkreise trägt zur Milderung von trivialen Tendenzen bei und schafft somit den volkstümlichen Bewertungsmodus ab, der die Richtlinien des Instituts für Bagonalistik unter paradigmatischen Aspekten fehlgeleitet hätte.

Als erfreulich darf jedoch die kompromisslose Reinheit der Hingabe und das Anhäufen stichhaltiger Argumente innerhalb des Gesamtergebnisses dieser Werke bewertet werden.

Im einzelnen sind das eigenwillige, aber auch nicht unklassisch durchkomponierte Gestaltungen mit dem erfrischend radikalen Ansatz, das Weltbild zu simplifizieren, indem eine feine Modulation zwischen gewaltigen Gefühlszuständen sichtbar gemacht wird, die z.B. zu beobachten wäre, wenn man versuchen würde, Piktogramme mit Aktfotos zu vergleichen.

Es fehlt einfach an manierlicher Ausführung und die Form bleibt verhalten, der Inhalt ist nicht überladen und das künstlerische in seinem Element ist autonom:

Eine geschickte Art, sich der Parodie auf Kritik zu entziehen.

Der bagonalistische Text ist oft die vergebliche Illustration seiner selbst.

Nachtragend zum Sinn des Lebens

Die Ballastung der Begriffe

W (BF) 22 <als unabhängige Ergänzung zu 21>

Lieber Herr Otto Mustermann,

gibt es einen Sinn im Leben?

Nur am Anfang und am Ende.

Dazwischen lache ich mich tot.

Und sollte ich einmal sterben,

dann nur über meine Leiche.

Man lacht sich krumm und dämlich…, doch Vorsicht! Hier spricht die reine Vernunft:

Noch einmal das, was im Blog 21 kaum zur Sprache kam:

Der Sinn des Lebens wird sein, wenn man das Leben während des Lebens gelebt hat.

Irgendwo zwischen Geburt und Tod müsste eigentlich einen Sinn auf uns lauern, den wir nicht zu fassen bekommen. Gut, man lacht verbittert darüber und heiter dazwischen, besonders wenn treffende Wortspiele und geistreichhaltige Schlagfertigkeiten zu vertreten sind — dennoch sollte eine Erkenntnis dieser Art tiefer greifen, als die seichte Pointe zu versinken droht.

Eins stellt sich ziemlich unwiderstehlich dar: Man bemüht sich, den ganz gewissen, übergeordneten Sinn des Lebens zu erkennen, die Formel der Existenz zu entdecken —  wissen aber nicht, was folgen würde, wenn sich das totale Wissen global offenbaren sollte. Diese mächtige Gewalt in sterblichen Köpfen nährt die Unberechenbarkeit und Straflust der Götter.

Vorhergesagt, wären die Folgen verheerend.

Auch wenn Ihnen ein hochprozentig vergünstigten „Sinn des Lebens“ angeboten wird, lehnen Sie diesen ab! BITTE! Warum? Sind Sie so reich, dass Sie sich billige Dinge leisten können? Nun ist es so: Weil der Mensch die vollkommene und allumfassende, absolute Wahrheit (dem direkten Blick in die Sonne gleich), nicht ertragen kann; weil die Erkenntnis in der Größenordnung eines totalen „Sinn im Leben,“ sich höchstwahrscheinlich katastrophal auf die Menschheit auswirken dürfte.

Der lang ersonnene Sinn, käme es unglücklicherweise soweit ihn zu erfahren, wird sich vermutlich als endgültig, streng, humorlos und vereinnahmend erweisen. Bedenken Sie folgendes: diese Wahrheit duldet keine andere neben sich; kennt auch nichts anderes, außer die eigene vollkommene Bedeutung; lässt keine Hinterfragung zu; Kritik an ihr absolutes Sein ist absurd. Wahrheits allumfassendes SEIN ist DER absolute Sinn des Lebens.

Gott bewahre davor! Rolle dennoch die Walze dieser unbeschränkten Befugnis auf uns zu, alle auf einmal würden das Gleiche wissen; verfügen würden die Menschen über alle überhaupt möglichen Kenntnisse, aber nicht über deren individuelles Bewusstsein; jeder erfahre die selbe einheitliche, totalitäre Wahrheit, welche die vitalen Unterschiede zwischen ICH und DU im Treibsand der Verallgemeinerung versumpfen ließe.

Die Teilwahrheiten, fortwährend bestrebt mehr als ihre Summe zu sein, gestalten das Dasein, während diese, von der wir als die Summe der Summen sprechen, es zugrunde richtet.

Käme es bedauerlicherweise zu einer Berührung mit dem machthungrigen, über alles schwebenden, wahrheitsgetreuen und wirklichkeitsfremden Sinn des Lebens — abgesehen vom Körper und Organismus — Hauptleidtragender dabei wäre wohl der menschliche Geist. Der Geist ist diejenige, im Bewusstsein des Individuums für ihre Bemühungen bekannte Instanz, die eine vom Geist befallene Persönlichkeit, mit neuen Erkenntnissen versorgt und dadurch bereichert. Allerdings verkörpert der unbefriedigte Geist den spezifischen Drang, immer mehr Wissen anzuhäufen, als dies gesund wäre.

Für das wohltuende Maß an Beschlagenheit sorgt eben der Selbsterhaltungstrieb des Geistes, der diejenige Haltung zum Ausdruck bringt, die diesen Trieb nicht verdrängt. (Die Wiedergabe der Definition 66 am Ende dieses Blogs stimmt auch nicht ganz mit dem Original überein, dennoch ist sie korrekt im Sinne des Bagonalismus). Daraus lässt sich eine Teilwahrheit der bagonalistischen Erkenntnissen ableiten, die vor dem Grauen folgender Erfahrung warnen sollte: Die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit über den Sinn des Lebens vereinsamt die Vervielfältigung der Masse.

So wäre immer noch die Suche nach dem persönlichen, eigenen Sinn im Leben eine Tat der durchschnittlichenVernunft. Also besteht der Sinn des Lebens dann doch darin, sich fortwährend auf seiner Suche zu begeben und insgeheim zu hoffen, dass der umfassend wirkende Sinn, einzig und gewaltig, unauffindbar bleibt. Mein Gott, er soll sich bloß im Verborgenen still verhalten und dafür sorgen, dass er nicht existent wird. Wenn aber um die Frage nach den Sinn des Lebens reger Andrang herrschen sollte, dann würden einige gezählte, simple Geistesblitze, rechtzeitig im aktuellen Wissensstand eingefügt, reichlich Offenbarung dargestellt haben, um eine drohende Postsintflut zu vermeiden.

Das Fundament des Bago wurde in „Sinn im Unsinn“ gegossen. Unvollkommen erscheint dieser im Vergleich der weitergreifenden Konsequenzen eines unendlichen Unsinns ohne jeglichen Sinn, der sich universell ausdehnend behaupten würde. Das ist es ja! Perfekt ist trivial und ereignislos. Was der perfekte Sinn des Lebens schließlich und endlich von sich zu geben im Stande sein wäre, ist bloß unermessliche Langeweile und Gleichmacherei.

Eine Weltformel in diesem Sinne stelle den blanken Unsinn dar, der ohne den geringsten Geistesfunke zu zünden, in seiner enormen Kompromislosigkeit die Schöpfung zu veröden und schließlich zu verneinen täte.

Dies ergibt tatsächlich keinen Sinn.

Nichts ergibt einen Sinn. Na, ja. So kann man das wirklich nicht sagen. Eigentlich heißt es: Das NICHTS ergibt keinen Sinn, da es im NICHTS auch keinen Sinn geben kann. Der totale SINN ist aber so total, dass er auch das NICHTS mit einbezieht.

NICHTS + SINN = UNSINN. Insofern gibt es den Sinn nicht, oder das Nichts ist der Zweck, welcher sich gleichzeitig durch nichts aufhebt. Verzeihung: Durch das NICHTS aufhebt! Jetzt stimmt es: NICHTS ergibt als ob den scheinbaren Sinn, der uns nicht gefährlich werden kann.

Wir folgern daraus, dass der absolute Sinn des Lebens im NICHTS aufgeht, während er dort letztendlich endgültig verschwindet. Allerdings, wie schon befürchtet, die Gefahr für das Dasein besteht auch im umgekehrten Zustand des NICHTS, und zwar dann, wenn ein Sinn im Leben gar nichts bedeutet.

Der bescheidene Mensch mit Selbsterhaltungstrieb seines Geistes, mit Bewusstsein und als wunderwirkendem Zufall unter großnatürlicher Absicht erschaffen, glaubt nicht an nichts. Er sucht nach etwas und wer suche der finde. Nicht etwa nach der großen Offenbarung (Gott sei Dank), sondern nach ausgeglichene Werte in kleinen Schritten, während der begrenzten Dauer seines Daseins, die seine Freizeit sinnvoll gestalten mögen. Mehr als SINNVOLL wäre nicht angebracht. Die Kapazität ist mit VOLL erschöpft und hängt, kaum vermeidbar, von der Akzeptanz der öffentlichen Meinung ab.

Nicht selten bezieht sich vieles auf den verborgenen Sinn, der ein gewisses Lächeln verursacht, wenn er erfasst wird. Dazu zählt auch der erwähnte Sinn im Unsinn, eine der Stützen des Bagonalismus. Die Summe der angehäuften Erfahrungen in diesem unseren Unsinne spricht für den gehobenen Verbraucher. Desselben Originalität würde darunter kaum Schaden erfahren, wenn bagonalistische Botschaften die Menschheit selten erreichen. Das schlussfolgert aus der Tatsache, dass der Bagonalismus total und universal ist. Es sind die kleinen Erkenntnissen, die zu seiner Großartigkeit führen, um ihn in einer übergeordneten Gesamtheit zu erfassen, welche…

Der Mensch lernt zwar dazu, aber nichts darüber hinaus.

Ich würde behaupten, dass der Sinn des Lebens der Ausdruck für diejenige Haltung ist, die den Selbsterhaltungstrieb des Geistes nicht verdrängt. Das macht Sinn, zumindest während man diesen Satz geneigt wäre zu akzeptieren!

Dieser Satz ist der 66-sten Definition des Bago entliehen. Ersetze man in obiger Formulierung den unfassbaren SINN des LEBENS mit dem bewerten Begriff BAGONALISMUS, haben wir einen vernünftigen Dauerbrenner in Taschenformat — die reinste Form schwarz auf weiß nachzuweisen, dass nicht alles einen Sinn anführen kann, wenn Unsinn die Welt beherrscht.

ERGO: Der Sinn im Leben ist nichts anderes als eine genüssliche Interprekativität in allen Phasen der Estagonie! Das heißt, der Bagonalismus führt zum einfacheren Weg, die Welt nicht mehr zu verstehen, und ist gleichzeitig die Kunst, diesen Weg zu meiden. (Definition 18).

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