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ALLGEMEINER BAGONALISMUS
(Autobiographische Notizen)
BF 9

Der Präsident lacht.
Dieser, unter dem Präsidenten, lacht dann auch.
Alle unter den Beiden krümmen sich vor Lachen. Und so weiter.
Lachen ist gesund und alle möchten gesund verenden.

Da liegt die Pointe in Komma,
Am Ende lächelt der Letzte. Und das nicht einmal so übel.
Ende der Plattitüde.

Die Entwicklung zum Bagonalisten, (deswegen lacht er ja, der Präsident), sei, (besagt der Bericht) ein mühsames, permanentes, flexibles Werk, welches auch mit Kunst zu tun haben müsste — nicht weil der Bago-Begriff künstlich entstanden sei, und nicht weil viel Werk dazwischen liege, sondern weil die Symbioten — Form und Inhalt — innerhalb und sonst wo des Werkes, gleich berechtigt seien.
Unerhört so was! Heutzutage dürfte es das nicht mehr geben.

Der Präsident entfernt den Hiob aus der Botschaft: „Alles Schöne auf dieser Welt ist blau, rot sind auch meine Augen,“ singt er. Seines Erachtens wäre die landesübliche Historifizierung des Bagonalismus einfacher außer Kraft zu setzen, wenn der Bagonalismus sich nicht so anstelle, als wäre er schon in die Geschichte eingegangen. Er wirke zwar beunruhigend gekonnt, aber es seien zurzeit nur wenige…nur ein paar, die an Konsequenzen herumziehen würden. Der Bago sei originell, dennoch unfassbar — fasst der Bericht zusammen: — Operation „Lachkrampf“ in vier Schritte erfassen!

  • A. § 1. Es lässt sich das Originelle enorm vervielfältigen, dann multiplizieren, und das Ganze mehrfach kopieren. Das angestrebte Ziel ist ein Meer aus Kopien in dem der Bago an sich selbst, sozusagen, darin ertrinke.
  • B. § 2. Es lässt sich den emporkommenden Bagonalismus in die gängigen Auffassungen von Welt, Globus und im ganzen Rest einfügen. Er müsste als Vermerk oder Fußnote in den Administratifikaten verblassen. Diese Dokumente sind anschließend als kulturell bedeutungslos zu interpretieren und sollen als unzugänglich gelten.
  • C. § 3. Dazu, die von Fachkräften durchgeführte Maßnahme, in der man sich unter einer tendenziösen Interpretation des Bagonalismus (sei es auch nur eine treffende Definition), reichlich belastende Tatsachen vorstellen kann.
  • D. § 4. Darüber hinaus ist eine gezielt moderierte Auslegung der Kunstauffassung einzuschalten, worin Verhinderte Behinderte fördern, glorifizieren und so weiter — es wird hier die übliche Vorgehensweise vorgeschlagen, ohne Form und Inhalt, und ohne Rücksicht auf das Schöne.

Der Präsident führt obiges zur Brille.
Das müsste eigentlich funktionieren. Wie schon so oft davor.
Er hat den Plan nicht ohne manolische Beharrlichkeit zustande gebracht, weswegen die Kehrseite der Medaille erst beim Nachdenken ersichtlich wurde.

Die Botschaft bekam ihren Hiob zurück.
Einen Plan für Prozesse hinzustellen, die dazu führen würden eine Spur von Freiheit, die man nicht verbieten kann, zu untersagen, als habe diese Absicht nicht die Absicht das Wenige, was angeblich noch da sei, nicht zu bagatellisieren — hat das NICHT nicht berücksichtigt.

Obiges würde nicht direkt bedeuten, dass der Hauch einer Revolution im Gedankengut des Bagonalismus nicht verankert sei, die nicht darin bestünde, vertriebene Werte und Ideale nicht zu rehabilitieren. Derer Neugestaltung wäre auf langer Sicht nicht ausgeschlossen: Der Entzauberung der Welt nicht entgegenzuwirken sei nicht das bagonalistische Gebot der Stunde. Seit 1944, im Anfang dieser Biographie, als der Präsident noch rote Sterne umschwärmte.

Er ist jetzt sichtlich beunruhigt. Das dienliche Getue darunter entlacht sich.
Nicht auszudenken die Folgen, der Verlust, der Gewinn, meine leise Socken, meine laute Stimme…
eine Sache passiert nicht nach der anderen und umgekehrt, fällt dem Präsident plötzlich bagonalistisches ein, als die Sache nicht passierte, wie es ihm passte.

Dennoch Rang ist Bumerang, lacht der Letzte.
Manche Sekretärinnen verreisen eiligst noch während des Diktats.

  • „In der Hermeneutik der Diagnosen sind die Deutungen für querzerdauliche Brocken des Geistes, die im Ernstfall eine gesellschaftliche Rolle spielen könnten, am breiten Horizont von demjenigen angesiedelt, dem die Zauberwirkung des Lachens nicht fremd ist.“ (kein Zitat)

Das Letzte hat es in sich.

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