Feed on
Posts
Comments

Staffel 6 (94)/ 5

Die Trächtigkeit des Nichts –

(Fragment 4 von 17)

Ein Buch von Nicolai Sarafov

Der Pegasus und das Nichts

Etwas und nicht wieder nur Nichts. Wobei weder dies, was ist, noch jenes, was sein soll, dem Bewusstsein ausreichend zugänglich ist. Und dennoch Anlass zu Bedenken gibt: Weil DAS NICHTS ein philosophisches ETWAS zu sein scheint, welches zu nichts führt. Doch im Superangebot einer Unendlichkeit kann es kein bloßes Nichts geben. Weil darin alles, aber auch ALLES erfasst ist – auch das Unvorstellbare. Neben Nichts gibt es nichts, was es nicht gibt.

Mühelos ist darin der Pegasus6 zu erkennen. Der die Mythologie beschwingt durchquerende Leichtsinn kommt einem fast schon selbstverständlich vor. Belanglos bleibt, ob sich seine Gegenwart vor oder nach unserer Zeit im Bild visualisiert – im eigenen Moment verhält sich das Pferd loyal zum angebotenen Dasein und erscheint pünktlich JETZT vor Ort. Will heißen, der Pegasus kommt synchron zu seiner Präsenz da und jetzt an. Von diesem Fragment aus betrachtet, ist er laut Protokoll momentan gerade dort, wo auch da sei. DA und DORT zugleich? Wenn hier alles vorkommt, kann auch so etwas sein!

Das schleppt sich folgendermaßen hin: Obwohl DORT hier wäre, wenn DA dort sei, ist DA seltener DORT. Falls DORT zu DA her und DA zu DORT hin tauschen würden, wechselte ein Sein vom DORT zum Sein im DA und umgekehrt. Wo DA und DORT jeweils dem DORT und DA gegenüber als Ort zu identifizieren ist, findet unweigerlich ein HIER statt.

Wenn also etwas einmal angekommen ist, ist sein Hiersein nicht anderswo.

So einfach ist das!

Der Pegasus ist JETZT – also zugleich HIER gelandet. Sichtlich verstimmt darüber, im Hier nichts vorzufinden, kokettiert er dennoch mit dem leeren Abstrakt. Lustlos dichtet Pegasus ein wenig, doch sein lyrischer Ansatz entschwindet ungereimt im Unvorhandenen! Bedauerlich nur, dass im JETZT – dem nichtigen Moment zwischen Vergangenheit und Zukunft – es der Poesie an Gemächlichkeit fehlt. Im Ernst: Kann ein Gedicht in der anämischen Dauer eines flüchtigen Augenblicks auf Ewigkeit Früchte tragen?

N.B. Gibt es nicht zu denken, dass die Bagosophie unter all dem Disponiblen einen Pegasus als Konstante mitmischen lässt? Wer weiß schon im Voraus, wozu flatternde Anschauungen zu gebrauchen sind. Selbst die Unbeschwertheit schwebender Hallodris ist kein Garant für die Entschlackung betonierter Gedankengänge, die den Mythos vergessen machen wollen. Schließlich scheint sogar das JETZT ein Zögling der ZEIT zu sein, der in unberechenbarer Permanenz danach strebt, sich ausschließlich um die Altersversorgung seiner Stiefmutter zu kümmern.

Leave a Reply