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Der Großzug des Bagonalismus – erster Schwarm

Der Großzug des Bagonalismus – erster Schwarm

Großzug des Bagonalismus

Der Großzug des Bagonalismus – Abelität, Kainität, Brüderlität

„Das Leben zwingt den Menschen zu allerlei freiwilligen Handlungen“ Stanislaw Jerzy Lec

Nicolai Sarafov’s Radierungen sind, im Gegensatz zu seinen Cartoons, durch Ausführlichkeit, nicht durch Kürze geprägt. Dennoch haben auch sie keine Ähnlichkeit mit den Wirklichkeitwiderspiegelungen des Alltagsdenkens. Mit den einfachen, aus der Erfahrung des Alltags gewonnenen Orientierungen der Nähe und Ferne, des Oben und Unten, der Ursachen und Folgen, der Zasammengehörigkeit und des Getrenntseins geht Sarafov, ohne sie zu verhehlen, leichthändig um. Er tanzt mit den Krücken, anstatt von ihnen sich stützen zu lassen.

Die Dichte dieser Radierungen liegt nicht in der Verdichtung der Bilddinge zu Raumillusion oder Lebensphantasien. Sarafov’s Radierungen erfüllen die Erwartungen des populären Illusionismus nicht: Sie enthalten keine Glücksversprechen und ihr Bildaufbau ergibt keine übergeordnete, spontan auffaßbare Figur, deren dekorative Qualität ihre Genießbarkeit gewährleistet. Auch hat das Schema des raumzeitlichen Kontinuums, das der Alltagserfahrung ebenso wie der Quattrocento an üblichen Bildordnung zugrundeliegt, keine organisierende Funktion in Sarafov’s Bildern. Er ordnet die verschiedenartigen Bilddinge vielmehr in einer ungewohnten, auch der modernen Tradition (einschließlich der surrealistischen) nicht verhafteten – obwohl verpflichteten – Weise.

Die Bildordnung von Sarafov’s Radierungen ist sowohl auf der formalen wie auf semantischen Ebene als eine jeweils in sich geschlossene Folge von Assoziationen und Konfrontationen der einzelnen Bilddinge angelegt. Das Konzept „Assoziation – Konfrontation“ bestimmt als Besonderheit der Sarafov’schen Bilder, dass in ihrer Dichte die Dunkelheit und letztendliche Unerkanntheit der Wirklichkeit erscheint, die sich dem naiven Vertrauen auf die Verbindlichkeit des Augenscheins und die Schlüssigkeit des durch Traum und Tagtraum Verfügbaren verschleßt. (P. Oe.)

 Die Ikonographie des Nicolai Sarafov

Das Wesentliche in der Kunst Nicolai Sarafovs vebirgt sich in seiner Weltsicht und in den Ausdrucksmitteln seiner Darstellung der uns umgebenden Welt. Im Mittelpunkt seines Künstlertums stehen die grundlegenden prinzipiellen Mechanismen des Ausschlusses der sichtbaren Natur, der relativierenden Umrisse der fließenden Zeit, der Vernehmung unsichtbarer psychischer Quellen, der Deformation der scheinbaren räumlichen Dimensionen, der Umkehrbarkeit der Relation von Dingen und Wesenheiten des habituellen Sehens und deren Verfremdung, indem diese aus der gewöhnlichen Wahrnehmung herausgenommen und in eine neue Sphäre des Gesehenwerdens zu bringen sind, in der sie nicht nur gesehen, sondern auf eine ganz andere Weise wiedererkannt werden.

Durch die Wahl der vertikalen und/oder horizontalen Raumorganisation dynamisiert Nicolai Sarafov die Dimensionen des Sehens. Mit den Mitteln der Rythmik farbiger und graphischer Geometrie wird die gewöhnliche Raumdimensionalität ins Querdimensionale verwandelt und dadurch der konventionelle plastische Raum überwunden, wodurch diesem eine Musikalität verliehen wird, die sich darüberhinaus aus der seriellen Organisation der graphischen Zeichen ergibt.

Es kommt eine Zellen-Struktur mit ausgefüllten und nicht ausgefüllten Räumen zum Vorschein, die sowohl an den traditionellen Boogie als auch an den, von Konventionen befreiten Jazz erinnert. Die plastische Welt fließt und kontrapunktiert gemäß der Bedingungen und Bedingtheit der thematischen Quelle, sowie der sich gegenseitig verwandelnden Raum-Zeit-Relation. (Dr. Gertrud Roth / Emil Bojadziev)

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