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Staffel 6 (99)/ 10

Die Trächtigkeit des Nichts –

(Fragment 9 von 17)

Ein Buch von Nicolai Sarafov

Sehnsucht nach realer Wirklichkeit

Wie die etablierte Banalität suspekter Zustände in Wirklichkeit und Realität erneut in Frage zu stellen ist. Hierbei bleibt fragwürdig, ob eine Antwort darauf reagiert. Auch wenn wir nicht wollen, dass die hier umrissene Problematik in hilflose Fragerei ausartet, wird ein Hinterfragen doch wohl erlaubt sein. Bereits die hartnäckige Gegenwart des Nichts erscheint bedenklich. Dasein eines Nichts? Ja, ja, uns plagt das Nichts als Thema eines permanenten Widerspruchs; noch ziemlich unausgegoren, aber weit harmloser als das unmittelbare Vorhandensein manch berüchtigter Kontraste:

                               Was ist nun Wirklichkeit und was Realität?

Diese Frage wiederum kann die Paradoxie kaum vermeiden, weil sich im Paradoxen das Orthodoxe spiegelt. So auch hier: In ihrer Reflexion erscheint die Realität allzu oft als optische Täuschung der Wirklichkeit.

Gleich eine naive Frage zur Unschuld der Ungewissheit: Warum kann die stets belastende Realität keine unbeschwerte Wirklichkeit sein?

Die Hilflosigkeit einer Antwort darauf mag zwar in Mühseligkeit ausarten, fundierte Befunde am Rande gefasster Diagnosen vermögen jedoch eine gewisse Zuversicht zu wecken: „Die fortschleichende Entropie sorgt für das gleichmäßige Zerbröseln und die Vertreibung der universellen Polaritäten, da sie sich durch die glättende Unordnung angleichen – flachgebügelte Gegensätze, die sich bloß scheinbar, doch nicht ernsthaft widersprechen“.

„Was heißt das? Was hat hier die Entropie zu suchen?“

„Gar nichts, aber in Gutachten kommt so etwas vor!“

Frei übersetzt lässt sich das so lesen: Wenn die sprunghafte Realität zum Stillstand gebracht wird, dürfen wir uns auf eine gleichmäßige Dauerwirklichkeit verlassen. Großartig! Bestimmt gibt es dann auch eine Wirklichkeit ohne Realität. Ein weiteres Paradoxon? Schauen wir uns das an. Wägt man z. B. die Zeit mit der Dauer ab, stellt sich heraus, dass letztere darauf ausgerichtet ist abzuwarten, was mit der Zeit passiert. Sonach vergeht keine Zeit, wenn die Dauer aufs Warten verzichtete und sich auf das Sein des eigenen Weilens konzentrierte! Folglich könnte Dauer unabhängig vom stillgelegten Zeitverlauf existieren. Ob es dann auch Wirklichkeit ohne Realität gäbe? Schön wär’s, aber kann es der Verstand mit dieser Unvereinbarkeit aufnehmen?

Was weiß schon der Mensch? Etliches wird in der Zwiespältigkeit unzuverlässiger Antagonismen reflektiert, die den Rang eines ehrbaren Dualismus bei weitem nicht erreicht haben. Ein Beispiel dafür wäre die Individualität. Wer hätte gedacht, dass Kontradiktionen im Widersinn miteinander verschmelzen und dennoch im Amt bleiben?

Was auch immer das heißt – es gilt auch ohne Besserwisserei.

 

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